LPG-Gas mit Fülladapter

  • Die Druckerhöhung in der Flasche kann ich nicht verifizieren, weil sich nirgends der spezifische Volumenausdehnungskoeffizient von Propan oder Propangemisch in Flüssigphase finden lässt. Ich gehe davon aus, dass die Angaben zumindest größenordnungsmäßig richtig sind.


    Der Volumenausdehnungskoeffizient spielt auch nur so lange eine Rolle, wie noch eine Gasphase vorhanden ist, in die hinein die Flüssigkeit sich ausdehnen kann. Sobald die Flasche vollständig mit Flüssigkeit gefüllt ist, arbeitet diese bei Temperaturerhöhung nur noch gegen die plastische Verformbarkeit der Flaschenwand an, und diese ist bei Stahl oder Alu ziemlich begrenzt. In diesem Dokument hier wird auf Seite 22 darauf eingegangen, hier steht auch der Wert von 7-8 bar pro Grad Temperaturerhöhung. Zwar geht es hier um das Brandverhalten, die physikalischen Grundlagen bei einer gewöhnlichen Temperaturerhöhung z.B. durch Sonneneinstrahlung sind jedoch die gleichen.


    Falsch, der Sicherheitsstopfen am Ventil fliegt raus, die Flasche bleibt heile.


    Auch auf das Sicherheitsventil ist nur bedingt Verlass, wie im von mir oben verlinkten Dokument schon erwähnt. Selbst wenn es auslöst, kann es immer noch zu einem Zerknall der Flasche kommen. Und insbesondere wenn die Flasche so überfüllt ist, dass die Flüssigphase das Ventil erreicht, kann es leicht vorkommen, dass es vollständig versagt.

    Es kann übrigens bei überfüllten Flaschen während der Benutzung der Gasanlage auch dazu kommen, dass flüssiges Gas gewissermaßen überschwappt und durch den Druckminderer hindurch in die Gasanlage gerät. Dort verdampft es dann schlagartig und führt zu einer gewaltigen Druckerhöhung. Und wenn aus dem Gasherd plötzlich eine zwei Meter hohe Stichflamme schießt, ist das im Wohnmobil gar nicht lustig.

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Zitat

    Und insbesondere wenn die Flasche so überfüllt ist, dass die Flüssigphase das Ventil erreicht, kann es leicht vorkommen, dass es vollständig versagt

    Den Stopfen ist es egal woher der Druck kommt, ob von Flüssigkeit oder Gase, wenn der Solldruck überschritten ist fliegt der raus.

    Das ganze kann mich aber eh nicht tendieren, meine Flaschen werden nur zu 80 % gefüllt, ganz nach Vorschrift.

    Gruss Dieter

    Gruss, Dieter

  • Den Stopfen ist es egal woher der Druck kommt, ob von Flüssigkeit oder Gase, wenn der Solldruck überschritten ist fliegt der raus.


    Aber nicht, wenn er festgefroren ist, weil er auf bis zu -42°C heruntergekühlt wurde. Und genau das passiert, wenn die Flüssigphase ihn erreicht.

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Der Volumenausdehnungskoeffizient spielt auch nur so lange eine Rolle, wie noch eine Gasphase vorhanden ist,

    Ich bin an der Grenze meiner physikalischen Fähigkeiten, es interessiert auch sonst sicher niemanden weiter.
    Ich bin jedoch der Meinung, dass Du nicht ganz richtig liegst. Über den Kompressionsmodul von Flüssigpropan kann der Druckanstieg über die Temperaturdifferenz ermittelt werden, über den Ausdehnungskoeffizienten des Gehältermaterials ziemlich genau, wann es den Behälter zerlegt. Immer vorausgesetzt, es gibt nur Flüssigkeit im Behälter.

  • Ich bin an der Grenze meiner physikalischen Fähigkeiten, es interessiert auch sonst sicher niemanden weiter.


    Mich interessiert das schon. Was Gerhard (mit Eura) schreibt ist nicht so ganz richtig.

    Der Volumenausdehnungskoeffizient spielt auch nur so lange eine Rolle, wie noch eine Gasphase vorhanden ist,


    Eine überfüllte Flasche ist bei Erhöhung der Temperatur zu 100 % mit flüssiger Phase gefüllt. Berechnet wird der Druck, der durch Erhöhung der Temperatur entsteht.
    Für die Berechnung benötigt man zwei Zustandskenngrößen der Flüssigkeiten.
    Den isothermen Kompressionskoeffizient (KT) und den isobaren Kompressionskoeffizient (KD).

    Die Berechnungsformel hierzu ist recht einfach.
    P = (KT/KD)*dT. (P=Druck, dT=Temperaturdifferenz)

    Von Propan und Butan findet man in der Literatur keine Werte. Das ist verständlich weil Zustandsgrößen bei einer Temperatur angeben werden, bei denen beide gasförmig sind.

    Wie kommt man zu Werten von Propan.
    Pentan, Hexan, und Heptan gehören zur gleichen chemischen Gruppe wie Propan und Butan und haben ähnlichen chemische Eigenschaft.
    Von Pentan, Hexan, und Heptan sind die Zustandsgrößen bekannt.
    Man extrapoliert aus deren Werte auf die Werte von Propan.
    Die Daten außerhalb der Wertegrenzen können fehlerbehaftet sein.
    Für diese Betrachtung sind sie zu akzeptieren.

    Das ergibt folgende Zustandsgrößen.
    Für KT 2,5 * 10-³ * 1/K
    Für KD 0,23 * 10-³ *1/bar

    Rechnet man mit diesen Zahlen kommt man auf einen Druck von 11 bar/K.

    Bei einer zu 100 % mit Propan gefüllten Flasche erhöht sich der Druck um 11 bar pro 1° Temperaturerhöhung.

    Gruß
    Womowolle


  • Das hast Du aber nicht eindeutig formuliert.
    Außerdem stimmen die 60 bar nicht. Der Prüfdruck der Tanks in LPG-Fahrzeugen ist 40 bar.

    Gruß
    womowolle

    Ok, dann nach Recherche eben komplett:

    Amtsblatt der europäischen Union
    Ausgabe 14.03.2008
    Regelung Nr 67
    Anhang 10
    2.2.3.1

    "der gemessene Berstdruck darf in keinem Fall unter 2,25 x 3000 = 6750 kPa liegen"
    (6750 kPa = 67,5 bar

    Daneben gibt es in diesem Amtsblatt noch die Vorschrift der Dichtigkeitsprüfung, da muss der Behälter (mit Wasser) geprüft max 3000 kPa aushalten. (=30 bar)

    Diese Vorschriften gelten für zylindrische und toroidale ( das sind die runden die in die Radmulde anstelle des Reserverades verbaut werden) Behälter die in Fahrzeugen verbaut werden.

    Hat die Tankflasche ein ECE R67-01xxx Prüfzeichen ist sie nach dieser Vorschrift geprüft.

  • Ich bin jedoch der Meinung, dass Du nicht ganz richtig liegst. Über den Kompressionsmodul von Flüssigpropan kann der Druckanstieg über die Temperaturdifferenz ermittelt werden, über den Ausdehnungskoeffizienten des Gehältermaterials ziemlich genau, wann es den Behälter zerlegt. Immer vorausgesetzt, es gibt nur Flüssigkeit im Behälter.


    Leider ist es nicht ganz so leicht: Der volumetrische Ausdehnungskoeffizient gilt nur so lange, wie die Substanz (hier Propan) noch Platz hat, um sich auszudehnen. (Streng genommen sogar nur bei einer isobaren Zustandsänderung, aber das können wir hier vernachlässigen.) Sobald jedoch der Behälter zu 100% mit Flüssigkeit gefüllt ist, ist der volumetrische Ausdehnungskoeffizient nicht mehr anwendbar. Dann muss man so rechnen, wie es womowolle vorschlägt, wozu man aber die entsprechenden Kenngrößen kennen muss.

    Und den Druck, bei dem es den Behälter zerreißt, zu berechnen, ist praktisch ausgeschlossen. Da spielen so viele verschiedene Parameter hinein, bis hin zur Qualität der Schweißnähte, der Tiefe eventueller Roststellen. Diese Werte werden deshalb auch experimentell ermittelt: Der zu prüfende Behälter wird (üblicherweise mit Wasser) unter Druck gesetzt und der Druck einfach so lange gesteigert, bis er platzt. Außerdem kann der tatsächliche Berstdruck eines Behälters im Laufe der Zeit durch Materialermüdung und/oder Beschädigungen abnehmen. Deshalb müssen ja Druckbehälter auch in regelmäßigen Abständen (bei Propan/Butanbehältern alle 10 Jahre) druckgeprüft werden.

    Und, wann und wie kommt es zu dieser Situation?Verstehe ich irgend wie nicht.


    Zum Beispiel dann, wenn bei einem zu 100% gefüllten Behälter kleine Mengen flüssiges Gas am Stopfen vorbei- bzw. durchs Ventil hindurchgedrückt werden. Dieses flüssige Gas verdampft dann schlagartig und kühlt das Ventil dadurch stark ab. Verdunstungskälte.

    Rechnet man mit diesen Zahlen kommt man auf einen Druck von 11 bar/K.


    Danke für die Berechnung. :klatsch Mit anderen Worten: Die im von mir verlinkten Dokument angegebene Größenordnung von 7-8 bar/K kommt in etwa hin, ist möglicherweise sogar zu niedrig angesetzt. Und da schon in einer korrekt befüllten Propangasflasche bei 20°C bereits ein Druck von ca. 8,3 bar herrscht, braucht es bei einer zu 100% gefüllten Flasche nur eine Temperaturerhöhung von ungefähr 6,5 °C, um den Druck auf 60 bar hochzutreiben. Das ist schon bei moderater Sonneneinstrahlung schnell erreicht. Und um den Prüfdruck der 10jährigen Druckprüfung (30 bar) zu überschreiten, reichen schon knapp 3 °C.

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Hallo!
    Ich habe mich wegen der verschiedenen Drücke nochmals schlau gemacht.

    Quellen für den Prüfdruck von 30 bar.
    In der Verpackungsanweisung P200 im ADR ist für Propan ein Mindestprüfdruck von 25 bar festgelegt.

    In der DIN EN 1440
    Flüssiggas-Geräte und Ausrüstungsteile – Wiederkehrende Prüfung von ortsbeweglichen, wiederbefüllbaren Flaschen für Flüssiggas (LPG);
    steht folgendes.
    6.2.2.4 Prüfverfahren
    b) Der Prüfdruck muss mindestens dem im ADR für den entsprechenden Inhalt festgelegten Mindestprüfdruck entsprechen.
    d) Der Prüfdruck darf um nicht mehr als 20 % oder 6 bar, je nachdem, welcher der kleinere Wert ist, überschritten werden.
    Der Mindestprüfdruck aus ADR 25 bar plus 25 bar x 0,2 ergeben 30 bar.


    Zu der Festigkeit der Flasche, oder dem Berstdruck.
    In der DIN EN 14140
    Flüssiggas-Geräte und Ausrüstungsteile – Ortsbewegliche, wiederbefüllbare, geschweißte Flaschen aus Stahl für Flüssiggas (LPG)
    steht folgendes.
    5.1.3 Der Berechnungsdruck muss betragen:
    d) für alle sonstigen LPG-Flaschen: 30 bar.

    7.6.2.1 Berstdruck
    Der gemessene Berstdruck darf nicht weniger als das 2,25-fache des Berechnungsdruckes und muss mindestens 50 bar betragen.
    Das wären 67,5 bar.

    Gruß
    womowolle