Wechsel der Hydraulikflüssigkeiten der Comfortmatic

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Frohe Ostern uns ALLEN
  • Hallo,

    nach intensiver Recherche und auch diversen Diskussionen hier im Forum habe ich nun das Hydrauliköl selber gewechselt. Es gibt mehr oder weniger detaillierte Anleitungen in den Foren. Es gab aber keine zusammenhängende, die mir alle Informationen gegeben hat. Deshalb möchte ich es hier mal zusammen stellen. Bitte gebt Hinweise zu eventuellen Fehlern oder sinnvollen Ergänzungen. Zum Schluss werde ich es auch gerne als PDF zur Verfügung stellen:

    Wechsel der Hydraulikflüssigkeiten der Comfortmatic

    für Ducato 250 und X290

    Als FIAT die Comfortmatic auf den Markt gebracht hat (mit Modellwechsel zum 250 Ducato)

    hieß es, dass die Hydraulikflüssigkeiten für Kupplungsbetätigung und Getriebewahl (2 separate Hydraulikkreisläufe) über die Lebenszeit des Fahrzeuges nicht gewechselt werden müssen.

    Auf Grund von Defekten gibt es nun für die neueren 250 (X290) ab etwa Ende 2015 die Anweisung die Flüssigkeiten alle 2 Jahre zu wechseln. Da das System das Gleiche geblieben ist, sollte dies auch für die älteren Modelle gelten. Aber entweder ist das nicht in die Wartungspläne integriert worden oder viele Werkstätten aktualisieren diese nicht. Zumindest gibt es immer noch diverse FIAT Professional Händler die die Aussage tätigen: „Braucht nicht gewechselt zu werden“ oder „so etwas haben wir noch nie gemacht“.

    In Diversen Foren gibt es nun Anleitungen (in Form von Threads) die diesen Vorgang beschreiben. Hier wird auch dazu geraten eventuell hochwertigere Flüssigkeiten zu Verwenden, als von FIAT original vorgesehen. Als Bremsflüssigkeit, zur Kupplungsbetätigung wird die ENV6 von Bosch genannt. Als Hydraulikflüssigkeiten wird die 1127 von Liquid Moly benannte. Beide Flüssigkeiten/Öle sind für je etwa 15,-€ je Liter zu bekommen.

    Um sicher zu gehen habe ich mir als Werkzeug mal eine Bremsenentlüftungsset (ebenfalls ca. 15,-€) mit einer Handvakuumpumpe und 2 Stk100ml Spritzen mit Schlauch (ca 5,-€ / Stk) zum sauberen Absaugen und Auffüllen der Behälter gekauft. Wenn man eine Spritze mit passendem Schlauch für den „Nibbel“ der Bremsflüssigkeit nimmt, kann man sich die Vakuumpumpe auch sparen.

    Vorbereitung

    Beim Wechsel insbesondere der Bremsflüssigkeit sollte man darauf achten, dass keine Flüssigkeit austritt. Die Bremsflüssigkeit ist sehr aggressiv und löst z.B. Lack sofort an. Gerade den Bereich um den Entlüfftungsnibbel sollte man mit Einwegtüchern abdecken, da man hier schnell mal einen Tropfen verlieren kann. Genauso wichtig ist es, dass kein Dreck in das System kommt.

    Ausbau des Scheinwerfers

    Einige empfehlen den Ausbau des Luftfilterdeckels oder die Demontage des Steckers zum Luftmassensensor. Ich empfehle in erster Linie den Ausbau des linken Scheinwerfers, allein schon um an den Sicherungskasten zu kommen. Das ganze ist in einer Minute erledigt (empfiehlt sich übrigens auch unbedingt beim Lampenwechsel, selbst wenn man die passenden Finger hat, dass dauert in jedem Fall länger als kurz die 2 Schrauben zu lösen).

    1. den Stecker abziehen (linkes Bild)
    2. die beiden Schrauben lösen (Torx)
    3. den Scheinwerfer parallel in Richtung Fahrzeuglängsachse heraus schieben.



    Hydraulikpumpe abschalten

    Damit das Hydrauliköl in den Ausgleichsbehälter läuft sollte die Pumpe min 1 Tag lang nicht mehr in Betrieb gewesen sein. Die Pumpe baut den Druck schon beim Öffnen der Fahrertür auf. Deshalb gibt es unterschiedliche Möglichkeiten dies zu realisieren:

    1. Batterie abklemmen.
    1. Das Fahrzeug mit nicht geschlossener Motorhaube stehen lassen. Leider kann man die Motorhaube nicht von innen entriegeln ohne die Fahrertür zu öffnen (Der Hebel läst sich nicht weit genug ziehen).
    2. Die Sicherung zur Pumpe ziehen.

    Ich klemme ungern die Batterie ganz ab, weil ich nicht weiß, was ich hinterher alles wieder neu stellen oder programmieren muss. Ebenso möchte ich das Auto nicht mit geöffneter Motorhaube stehen lassen, weil es an der Straße steht. Also habe ich Option 3 gewählt. Da das Fahrzeug nicht genutzt wird habe ich die Sicherung am Wochenende vorher gezogen.

    Hierzu den Sicherungskasten unter dem linken Scheinwerfer öffnen und die gezeigte 30A Sicherung entfernen.


    Austausch des Hydrauliköls

    Da das Hydrauliköl mit einem Druckausgleichsbehälter arbeitet wird regelmäßig Öl aus dem Vorratsbehälter gepumpt und läuft dann wieder zurück. Deshalb reicht es den gesamten Inhalt des Vorratsbehälters zu tauschen hierzu einfach das alte Öl mit einer Spritze absaugen und das neue wieder einfüllen. Man kann das neue Öl etwas über Max auffüllen (so 2-3mm).

    Wenn das Öl getauscht ist, setzt man die Pumpe in Betrieb (Sicherung wieder einsetzen und die Fahrertür öffnen). Wenn es ruhig ist kann man die Pumpe auch hören. Nun sieht man, dass der Ölstand gefallen ist. Es waren so 2-3mm unter Max, ich habe das so gelassen, man kann es auch wieder ganz auf Max füllen.

    Austausch des Kupplungsöls (Bremsflüssigkeit)

    Dies ist etwas schwieriger. Hier muss die Bremsflüssigkeit aus dem System abgesaugt werden hierzu befindet sich ein Entlüftungsnibbel schräg unter der Luftzuführung des Motors. Ich habe noch den Stecker links darüber abgezogen (Sicherungsstift vorher entriegeln). Wie schon erwähnt: andere haben den Stecker vom Luftmassensensor abgezogen.

    Zuerst sollte auch hier die Flüssigkeiten abgesaugt und durch neue ersetzt werden. Da die beiden Flüssigkeiten nicht gemischt werden dürfen, sollte man hier unbedingt eine 2. Spritze verwenden. Beim Öffnen des Deckels sollte man beide Hände benutzen (den Behälter mit der 2. Hand fixieren), weil sich sonst die Haltekupplung lösen kann.

    Nun muss man die Absaugpumpe am Entlüftungsnibbel installieren. Der Nibbel wird später durch eine 90° bis 180° Drehung (nach links) geöffnet. Da dies beim ersten mal sehr schwer geht und man da unten kaum ankommt, habe ich die erste 45° mit einem 13er Maulschlüssel hinbekommen. Später kann man per Hand weiter drehen und man kann ihn auch vollständig per Hand wieder schließen. Man hört oder spürt ein klicken. Auf dem Nibbel sitzt noch eine Schutzkappe die kann man abziehen und am ende auch wieder drauf stecken.

    Nun setzt man die Vakuumpumpe an. Je nach Pumpe sind entsprechende Adapter dabei. Bei mir war es der kleinste (mit C gekennzeichnet). Jetzt kann man einen Unterdruck in der Pumpe erzeugen. Bei meiner einfachen Pumpe ist der Auffangbehälter nur etwas über 100ml groß. Will man jetzt etwa ¼ Liter tauschen (empfohlene Menge), muss man den Behälter zwischendurch leeren, hierbei muss man darauf achten, dass keine Bremsflüssigkeit ausläuft. Wenn man jetzt den Nibbel durch Drehung langsam öffnet sieht man wie die Flüssigkeit aus dem System gesaugt wird und gleichzeitig aus dem Vorratsbehälter nachläuft. Dabei muss man peinlichst genau darauf achten, dass der Vorratsbehälter nicht leer läuft! Nachdem man den ¼ Liter getauscht hat, braucht man nur den Nibbel wieder schließen (inkl. Gummikappe) und den Vorratsbehälter nochmal auf Max auffüllen und verschließen.

    Die Informationen habe ich alle in unterschiedlichen Foren recherchiert, die wertvollsten habe ich aus dem Kastenwagenforum aber auch aus anderen Foren und Beiträgen.

    Viele Grüße

    Nils

  • Toller Beitrag, Danke !

    Anzumerken sei noch das jede ca. 8 Jahre der Druckspeicher ebenfalls erneuert werden muss ( die Kugel )

    Unser Hymerein 514 er mit Fahrgestell Ducato 251 oder zu zu unseren Reiseberichten
    Ich halte mich dran: Streite nicht mit dummen Menschen, du begibst dich dadurch auf ihr Niveau und da schlagen sie dich durch ihre Erfahrung! :saint:

    Einmal editiert, zuletzt von UlrichS (31. August 2019 um 18:56)

  • Hallo Nils,

    super Fleißarbeit und toller Beitrag. Herzlichen Dank dafür. Ich habe auch schon so meine Erfahrungen mit der Comfortmatic gemacht.;(

    Gruß
    Manfred

    Alles geht, nur Frösche hopsen. Durchatmen und gelassen bleiben, denn der Schnellste ist meist nicht der Beste - eine Uhr, die schneller geht, taugt auch nicht viel.

  • Hallo,

    vielen Dank für die Anleitung. Die im Kastenwagenforum hatte ich auch schon gefunden.

    Allen, die sich viel Arbeit damit gemacht haben, spreche ich mal meinen Dank und Respekt aus!

    Eine Frage: Ist es möglich da ein PDF draus zu machen, damit ich es mit zum Auto nehmen kann?

    Ein Ausdruck dieser Seite funktioniert leider nicht . Oder ich habe den Trick noch nicht kapiert.

    Grüße

    Andreas

  • PDF draus zu machen

    Moin,

    das habe ich schon vorbereitet. Ich wollte erst noch abwarten, ob es noch Ergänzungen oder Korrekturvorschläge gibt. Im Laufe der Woche werde ich es gerne hier einstellen.

    Anzumerken sei noch das jede ca. 8 Jahre der Druckspeicher ebenfalls erneuert werden muss ( die Kugel )

    Hallo Ulrich,

    ja das ist sicher eine sinnvolle Anmerkung und genau so, wie der Wechsel, eine präventive Maßnahme zum Erhalt der Comfortmatic.

    Gruß

    Nils

  • Hallo Nils,

    ich habe seit zwei Wochen alle erforderlichen Dinge für den Tausch hier zu Hause stehen und daneben zig Ausdrucke liegen.

    Ich plane den Druck über Multiecuscan abzubauen und dann die Sicherung zu ziehen.

    Das mit dem Bremsenentlüftungsset ist eine gute Idee - da werde ich wohl noch mal bestellen...

    Grüße

    Andreas

  • Hallo,

    noch mal ein Feedback:

    gestern angefangen mit der Wechselaktion. Erst einmal gestoppt, da die Schrauben des Luftfilters verrostet waren (wurden jetzt ersetzt durch 40*4mm Edelstahlschrauben).

    Dann Bremsflüssigkeit der Kupplung getauscht (durch abziehen mit mit dem Bremsenentlüftungsset und Nachfüllen mit Spritze).

    Das Fahrgestell des Womos ist jetzt ziemlich genau 4 Jahre und 34000 km alt. Die Bremsflüssigkeit sah schon nicht mehr gut aus - siehe Bilder.

    Dann mit Multiecuscan den Druck abgebaut (bei der Befehlsausführung Bremse treten - den Hinweis hatte ich erst im Hinweis-Text von Multiecuscan übersehen).

    Dann Hydraulikflüssigkeit abgesaugt (ca. 390 mL) und neue bis zur Max-Marke eingefüllt; ca 500 mL. Von den angegebenen 600-650 mL bin ich noch weit entfernt.

    Nach der Probefahrt hatte ich das Gefühl, dass die reinen Schaltvorgänge etwas gefühlvoller durchgeführt werden.

    Vielen Dank an alle, die sich die Arbeit mit der Erstellung des Dokuments gemacht haben.

    Grüße

    Andreas

  • Wie schon erwähnt habe ich noch ein Schild entworfen. Ist ein bisschen größer als das alte und steht ein ganz klein wenig über, aber passt. Als PDF die Vorlage anbei. Die 2. Seite ist nur um die Durchfärbung des Papiers zu erhöhen. Der Ausschnitt später in der Laminierfolie muss ca. 2mm kleiner sein, als der im Papier.

    Gruß

    Nils

  • Hallo Sereetzer

    Erst mal dir Meine Hochachtung für den gelungenen Beitrag und die Anleitung. War heute am Womo um mir die Lage und den Zugang zu dem/den Behältnissen anzuschauen. Ich habe allerdings einen Integrierten mit der 3 Ltr Maschine, Bj 2016.

    Was soll ich sagen, der Behälter liegt unzugänglich und uneinnehmbar tiefer hinter dem Steuergerät , fast vor/unter dem Dieselfilter. Unmöglich den Füllstand zu checken, außer es wäre ein Messtab am Deckel angebracht.

    Den Entlüftungsnippel für die Bremsflüssigkeit der Kupplung konnte ich auch nicht finden, alles verbaut.

    Werde am Wochenende versuchen mit einem Spiegel die Behälter zu checken.

    Die Hydraulikflüssigkeit kann ich eventuell mit einer Spritze absaugen und wieder auffüllen, für die Bremsflüssigkeit wird es wohl ein Auftrag an die Werkstatt, ext. kommt man ja von unten besser ran.

    PS. Hatte mit dem Vorgänger eine Schaden an der Comfortmatic mit 56tsd Km, war aber letztendlich der Bremslichtschalter.

    Herzliche Grüße

    Heinz

  • Moin Heinz,

    das die Zugänglichkeit bei Integrierten häufig eingeschränkt ist, ist ja bekannt. Die Gefäße sind ja ohnehin schon schwer zu erreichen.

    Bei einigen Integrierten gibt es die Möglichkeit von Innen an den Motorraum zu kommen. Sollte das bei dir auch gehen, wird das vermutlich eine gute Erreichbarkeit ermöglichen, da die Gefäße ja sehr weit hinten liegen.

    Gruß

    Nils

  • Flüssigkeitsstand kann man ggf. auch gut sichtbar machen, wenn man den Behälter per kleiner Taschenlampe (oder flachen Handy) von hinten beleuchtet, wenn man hin kommt..... ....oder mit einem sauberen Draht, Blechstreifen oder ähnlichen von oben eintaucht.

    Gruß

    Bäda

  • Hydrauliköl würde ich nie wechseln,es verbraucht sich nicht,außer die Anlage ist undicht,oder verunreinigt.

    Da wo ich gearbeitet habe hatten die Geräte hunderte Liter Hydrauliköl an bord,mein Gerät sogar 800 Liter.

    Das blieb bis zum bitteren Ende drinn, da wurde nie was gewechselt.

    Und das Hydrauliköl war 6 Tage 12 Stunden die Woche im Dauereinsatz.

    Hat jemand schon davon gehört das das Öl in der Servolenkung gewechselt werden muß, das ist auch Hydrauliköl.

    Ich halte das für eine Geldeinnahme, genau wie diese Zwangs-Ölwechsel,egal wie viel Kilometer man gefahren ist.

    Gruss, Dieter

  • Dieter, das sind keine irre großen Hydraulik-Maschinen in der Comfortmatic, da gibt es z.B. drei elektrische kleinere Magnetventile deren Dichtsitze relativ empfindlich auf feinste Verunreinigungen (langsam, mit der Zeit...) reagieren. Einen Filter gibt es auch nicht. Somit macht es schon Sinn für die Flasche Hydrauliköl 20€ in die Hand zu nehmen und diese zu wechseln. Verschleiß des Öls spielt meiner Meinung nach weniger eine Rolle, aber Verschmutzung. Jeder wie er mag/meint. Ich wechsle. Ist mir lieber, als hinterher "...ach hätt' ich doch lieber..." denken zu müssen.

    V. G.

    Bäda

  • …. und Lifetime ist nie Lifetime, bzw. nur dann wenn ein Fahrzeugleben, wie die Hersteller es definieren, bei 150tkm bzw. nach 6-7 Jahren endet.

    BMW, Benz und alle Anderen hatten auch mal Lifetimefüllungen, da sie ja werbetechnisch für den Kunden die Wartungskosten minimieren. Inzwischen sind alle wieder ab von Lifetime.

    Grüße vom Rand der Lüneburger Heide
    Peter

  • Hallo,

    Hydraulik Öl hin oder her. Die Hydraulikflüssigkeit der Kupplung ist Bremsflüssigkeit und die zieht nun mal Wasser.

    Wenn ihr seht, was einige da rausgeholt haben, dann ist ein regelmäßiger Austausch dringend angeraten.

    Ich war am Anfang auch sehr skeptisch, aber nach einiger Recherche bin ich von der Notwendigkeit des Wechseln überzeugt. Es gibt auch Ausfälle, welche möglicherweise durch rechtzeitigen Wechsel hätten verhindert werden können.

    Gruß

    Nils