Blitzschutz

Die Möglichkeit zur Neuregistrierung wird am 14.05.2024 wieder frei gegeben.
  • Hallo Womogemeinde,
    wie sieht es in einem Womo eigentlich mit Blitzschutz, bzw. Sicherheit bei Gewitter aus. Unser alter Euramobil hatte einen Aluminiumaufbau. Da fühlten wir uns bei Gewitter in dem "Farad'schen Käfig" relativ sicher. Unser Neuer (OrangeCamp1 wir bekommen ihn am 26.06.2008 ), hat einen GFK-Aufbau. Bedingt durch mein Hobby (Modellflug und Drachensteigen) stehen wir meist im freien Gelände. Mein Campinghändler meinte auf diese Frage nur, er habe noch nie gehört, daß Menschen im Womo vom Blitz erschlagen wurden. Diese Antwort hilft mir aber nicht wirklich weiter. Ist man bei Gewitter besser im Führerhaus aufgehoben, oder ist der GFK-Aufbau unbedenklich ???

    Gruß
    Peter

  • Hallo Peter!

    Ein GFK-Aufbau ohne Metallverstrebung stellt keinen Faradayschen Käfig dar und aus diesem Grund besteht kein gleichwertiger Schutz. Das Fahrerhaus aus Metall erfüllt diesen Schutz, wegen des nicht geschlossen Aufbaus (Käfig), auch nicht zuverlässig. Ich habe einmal von Versuchen in diesem Bereich gelesen, dort wurden Dachträger aus Metall auf solche GFK-Fahrzeuge montiert, die dann wie Blitzableiter funktioniert haben, aber nur wenn die Dachträger über einen Erdspieß eine Verbindung zur Erde hatten.

    Aber auch Wohnmobile aus Metall mit Netz- oder/und Antennenanschluss verlieren den Schutz, wenn diese Verbindungen nach außen bei einem Gewitter nicht getrennt werden.

    Gruß wodi

  • Aber auch Wohnmobile aus Metall mit Netz- oder/und Antennenanschluss verlieren den Schutz, wenn diese Verbindungen nach außen bei einem Gewitter nicht getrennt werden.

    Hallo,
    dann ist das ja doch nicht übertriebener Aberglaube, wenn ich immer den
    Stromanschluss bei Gewitter rausziehe. Meine Frau ist immer leicht genervt... :ja
    Ansonsten dürfte ich ja im Kastenwagen aus Blech relativ sicher sein?
    Gruss Thomas
    P.S.: Kann doch sicher auch zu Überspannung im Stromnetz des CP kommen
    und dem Elektroblock schaden- darum hab ichs eigentlich immer raus-
    gezogen

  • Hallo Peter,

    zwar ist es richtig, dass ein rein aus GFK bestehender Wohnmobilaufbau keinen Faradayschen Käfig darstellt. Dennoch seid ihr im Womo-Inneren vor den unmittelbaren Auswirkungen eines (extrem unwahrscheinlichen) direkten Blitzeinschlages ziemlich sicher. Es gibt nämlich noch einen weiteren, weniger bekannten Effekt, den sog. Skineffekt. Dieser ist zwar schwächer als die Wirkung eines Faradayschen Käfigs, wirkt aber auch dann, wenn keine metallische Außenhaut vorhanden ist. Ein Faradaykäfig muss übrigens das zu schützende Volumen nicht vollständig umschließen. Es reicht durchaus, wenn beispielsweise die Übergänge zwischen GFK-Wänden und Dach als Metallschienen ausgeführt sind.

    Blitze sind aber nicht nur bei direktem Einschlag gefährlich. In einem Umkreis von ca. 30-50 Metern um die Einschlagstelle bildet sich kurzzeitig ein sogenannter Spannungstrichter, anders ausgedrückt ein sehr starkes elektrisches Feld im Boden, dessen Stärke mit zunehmender Entfernung auch noch stark abfällt. Und genau dieser Abfall ist das Problem: Steht nämlich z.B. ein Mensch breitbeinig in diesem Spannungstrichter, so kann die Potenzialdifferenz - und Potenzialdifferenz ist nichts anderes als elektrische Spannung - zwischen beiden Füßen ohne Weiteres einige Zig- bis Hunderttausend Volt betragen. Genug für einen lebensgefährlichen Stromschlag, selbst wenn man Gummisohlen trägt, aber nicht genug, um die Isolierwirkung von Autoreifen zu überwinden. Vor den Auswirkungen des indirekten Einschlags seid ihr also auf jeden Fall geschützt. Daher auch der Rat, mit eng zusammengezogenen Beinen in die Hocke zu gehen, wenn man auf freier Fläche von einem Gewitter überrascht wird. Je weniger Abstand zwischen den Füßen, desto weniger Spannung.

    Allerdings können die nicht unmittelbaren "Nebenwirkungen" eines direkten Blitzeinschlages - Brand aufgrund der großen Hitze, Zerstörung elektronischer Geräte durch Wirbelströme etc. - bei nicht vorhandenem Faradaykäfig erheblich schwerwiegender sein. Weshalb man bei Gewittergefahr seinen Stellplatz nicht gerade auf einer baumlosen Hügelkuppe suchen sollte, sondern besser im Tal, im Wald oder in einer Siedlung mit möglichst hohen Häusern. Und am besten auch Außenstromanschluss abnehmen (wegen der Möglichkeit der Zerstörung der Bordelektronik durch Spannungsspitzen auf dem Netz) und die Sat-Antenne einziehen und ausstöpseln. Aber rechtzeitig! Wenn das Gewitter erst mal da ist, dann besser im geschützen Womo-Inneren bleiben.

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Hallo möchte mich vorstellen ,bin neu im Forum bin der Horst 44 aus dem Spessart.

    Hallo Gerhard ,

    dein Beitrag hat mich sehr beeintruckt mit Ihrer Fachwissen.

    Ich habe ein Wohnmobil Chausson Allegro der Aufbau ist komplett aus GFK und Holz ohne Metalleisten.

    Wie sicher ist dieses Fahrzeug oder sollte ich es bei Gewitter verlassen? ?(

    Was ist besser Stützen runterdrehen oder nicht? :thumbdown:

    Gruss Horst 44

  • Wie sicher ist dieses Fahrzeug oder sollte ich es bei Gewitter verlassen? ?(


    Nein, keinesfalls das Fahrzeug verlassen!

    Ein reines Gfk-Holz-Womo ohne Metallleisten ist bei Gewitter etwa genau so sicher wie ein Holzhaus ohne Blitzableiter. Nicht perfekt, aber immer noch viel sicherer als der Aufenthalt im Freien. Denn wie schon gesagt, die Wahrscheinlichkeit eines direkten Einschlages ins Womo ist extrem klein. Viel kleiner als die des "Sechser im Lotto". Die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags im Umkreis von 50 Metern ist hingegen viel größer, und vor dessen Folgen bist Du im Womo zuverlässig geschützt, draußen hingegen nicht.

    Es empfiehlt sich allerdings eine gewisse Vorsicht bei der Stellplatzwahl, wie ich oben schon erwähnt habe.

    Was ist besser Stützen runterdrehen oder nicht? :thumbdown:


    Macht fast keinen Unterschied.

    Höchstens: Sollte wirklich ein Blitz direkt ins Womo einschlagen, so besteht bei heruntergedrehten Stützen eine gewisse - wenn auch sehr geringe - Wahrscheinlichkeit, dass er sich seinen Weg in den Erdboden ausschließlich durch die Stützen sucht, und die Reifen verschont.

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Hallo!

    Um dieses Thema zu relativieren. In Deutschland kommen 3 bis 7 Menschen im Durchschnitt pro Jahr durch Blitzschlag ums Leben. (Quelle: Wikipedia) Wie Gerhard schon geschrieben hat: Ein "Sechser im Lotto" ist sicherer!

    Gruß wodi

  • Hallo,

    ganz typisches Schadensbild: Einschlag in Antenne, da höchster Punkt. Hitzeschaden, nämlich geplatztes Glasdach. Elektronik frittiert.

    Aber: Dem Fahrer nichts passiert!

    MfG
    Gerhard

    Ehemals "Gerhard (mit Eura)"

    Frankia I 680 BD: 854130_5.png

  • Hallo Gerhard,

    deine Antwort hat uns sehr beruhigt.

    Wir danken euch für eure Antworten.

    Das Forum gefällt uns sehr gut.

    Gruss Horst und Ehefrau Ellen.

    :prost

  • Hallo Gerhard, hallo Wodi,

    herzlichsten Dank für Euere Antworten. Ohne Deine Antwort lb. Wodi schmälern zu wollen, bin ich doch von der fachlichen Beschreibung von Gerhard einfach begeistert und fasziniert.
    Mittlerwiele hab ich den Orangecamp und weiß, daß der GFk-Aufbau mit Aluleisten verbunden ist. Ob diese Leisten allerdings mit der Fahrzeugmasse verbunden sind, weiß ich nicht. Wenn man aber die Ratschläge von Gerhard beherzt, müßte man in diesem Womo relativ sicher sein.
    Wie ich Ingrid schon versprochen habe, werde ich einen detaillierten Testbericht über das Innenleben vom Orangecamp abgeben.
    Obwohl der Fiat super läuft, ist er doch etwas anders als es ich als Opel-Fahrer gewöhnt bin. Dazu aber mehr demnächst in der Rurik Basisfahrzeuge.
    Nächste Woche geht's ab in den Urlaub. Meine Frau Moni gibt nur die Koordinaten in den TomTom ein, und ab geht's. Wo immer das auch sein mag.
    Danke nochmals für Euere tollen Beiträge.
    Vielleicht sieht man sich ja mal.. Babberl ist schon an der Windschutzscheibe !!!

    Bis bald Peter