Reifenluftdruck, wie finde ich den techn. richtigen Wert ohne zu verwiegen?

  • Da wir in unserem Forum immer wieder neue Mitglieder begrüßen dürfen, erlaube ich mir einen in 2017 erstellten Beitrag
    zur Thematik "Reifendruck" in überarbeiteter Form erneut ein zustellen.

    Ergibt sich keine Möglichkeit das Wohnmobil zur Reifenluftdruckbestimmung zu wiegen, zeigt die folgende Anleitung einen Weg,
    den Reifenluftdruck an Hand der zulässigen Achslasten zu bestimmen.

    Dazu werden folgende technischen Daten und Angaben benötigt:
    1.1.) aus dem Kraftfahrzeugschein (alt) unter der Ziffer 16 = zulässige Achslast Vorn unter der Ziffer 16 = zulässige Achslast Mitte/Hinten
    oder
    1.2.) aus der Zulassungsbescheinigung Teil I (neu) unter der Ziffer 7.1 = zulässige Achslast Vorn unter der Ziffer 7.2 = zulässige Achslast Mitte/Hinten
    2.) die komplette Bezeichnung der auf dem Wohnmobil befindlichen Reifen z.B. => 215/70 R 15 CP 109 Q
    3.) eine Reifenluftdrucktabelle z.B. wie diese, die ich für mich zum pers. Gebrauch, erstellt habe:

    Reifenluftdrucktabelle https://www.ducatoforum.de/forum2018/index.php?attachment/88655-reifenluftdrucktabelle-feb-2024-für-14-15-16-18-zoll-reifen-v-artus-pdf/

    Nun zur Tat.

    Am Beispiel eines Wohnmobils mit einer zGM (zul. Gesamtmasse) von 4.250 KG und der Bereifung 225/75 R 16 C 121/120 und
    den zul. Achslasten Vorne = 2.100 Kg. und Hinten = 2400 Kg.

    In der Reifenluftdrucktabelle von "Artus" sind in den dunkelblau unterlegten Zeilen die Achslasten abzulesen.
    Die Achslastwerte 2.100 Kg. und 2.400 Kg. sind nicht als Basiswerte angegeben. Daher wird der nächst höhere Wert angewendet.
    Hier also 2.175 Kg und 2.500 Kg.
    Über der jeweiligen Achslast ist in den hellblau unterlegten Zeilen der entsprechende Reifenluftdruckwert abzulesen.
    Hier im Beispiel für 2.100 Kg. der Tabellenwert für 2.175 Kg. = 4,00 bar für die Vorderachse und
    für 2.400 Kg. der Tabellenwert für 2.500 Kg. = 4,75 bar für die Hinterachse

    Am Beispiel eines Wohnmobils mit einer zul. Gesamtmasse von 3.500 KG und der Bereifung 225/75 R 16 CP 116Q und
    den zul. Achslasten Vorn = 1.850 Kg. und Hinten = 2.000 Kg.
    Die Achslastwerte 1.850 Kg. und 2.000 Kg. sind auch nicht in der Achslasttabelle als Basiswerte angegeben. Daher wird auch hier der
    nächst höhere Wert angewendet. Hier also dann 1.960 Kg. und 2070 Kg.
    Über dem jeweiligen Achslastwert ist in den hellblau unterlegten Zeilen der entsprechende Reifenluftdruckwert abzulesen.
    In diesem Beispiel für 1.850 Kg. der Tabellenwert 1.960 Kg. = 3,50 bar für die VA und
    für 2.000 Kg. der Tabellenwert 2.070 Kg = 3,75 bar für die HA.

    Diese sich so ergebenden Reifenluftdrücke sind etwas höher gegenüber den Werten, welche sich durch eine Wiegung ergeben würden. Aber der Realität am nächsten.

    Ein zusätzlicher Hinweis:
    werden die Daten aus dem Kraftfahrzeugschein (alt) unter der Ziffer 16 = zulässige Achslast Vorn unter der Ziffer 16 = zulässige Achslast Mitte/Hinten
    oder
    aus der Zulassungsbescheinigung Teil I (neu) unter der Ziffer 7.1 = zulässige Achslast Vorn unter der Ziffer 7.2 = zulässige Achslast Mitte/Hinten addiert,
    ergibt sich rechnerisch immer eine höher Summe, als die eingetragene zul. Gesamtmasse (unter Zeile F1) bzw. alt = zul. Gesamtgewicht (unter Ziffer 17) des Fahrzeugs.

    Erklärung und Erläuterung dazu am Beispiel eines Wohnmobils mit einer zul. Gesamtmasse von 4.250 Kg mit der Bereifung 225/75 R 16 C 118/116 R.
    Für dieses Fahrzeug ergibt sich durch die Addition der max. zulässigen Achslast Vorn von 2100 Kg plus der max. zulässigen Achslast Hinten von
    2400 Kg. eine rechnerische Gesamtmasse von 4.500 Kg.
    Diese theoretische Gesamtmasse gibt dem Nutzer im Gebrauch des Fahrzeuges bei der Achsauslastung die Möglichkeit einer Lastverteilung,
    die seinen eigenen Bedürfnissen entgegen kommt, bzw. der Fahrzeugkonzeption (langer Überhang, große Garage, Mototräger etc.) Rechnung zu tragen.
    Im Klartext bedeutet dies:
    wird die max. zulässige Hinterachslast von 2400 Kg. ausgenutzt, dann darf die VA unter Einhaltung der max. zulässigen Gesamtmasse von
    4.250 Kg. nur noch die folgende Achslast haben = max. zul. Gesamtmasse 4.250 Kg. abzüglichder HA-Last von 2.400 Kg. ergibt dann
    noch eine zul. Gesamtlast von 1.850 Kg. für die Vorderachse.
    hier lautet dann die Reifenluftdruckempfehlung in der Tabelle: VA 3,50 bar HA 4,75 bar

    wird die max. zulässige Vorderachslast von 2.100 Kg. ausgenutzt, dann darf die HA unter Einhaltung der max. zulässigen Gesamtmasse von
    4.250Kg. nur noch die folgende Achslast haben = max. zul. Gesamtmasse 4.250 Kg. abzüglichder VA-Last von 2.100 Kg. ergibt sich dann
    noch eine max. zul. Gesamtlast von 2.150 Kg. für die Hinterachse.
    hier lautet dann die Reifenluftdruckempfehlung in der Tabelle: VA 4,00 bar HA 4,25 bar

    Daher ist es möglich, die Achslasten der VA und HA differnziert zu nutzen. Also vom Beispielfahrzeug: bei einer Last von 2000 Kg auf der VA
    verbleiben für die HA noch 2.250 Kg Nutzlast. Die zul. Gesamtmasse des Fahrzeuges, sowie die der Einzelachsen, muss eingehalten werden.
    Die Reifenluftdrücke sind den jeweiligen Achslasten entsprechend einzustellen.

    Wenn sich Fragen oder Anregungen ergeben, wie immer, dann man los.

    mit freundlichem Gruß, der Rolf aus dem Rheinland

    Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist. Jean Paul (1763-1825)

    Einmal editiert, zuletzt von DickesHemd (17. April 2024 um 13:06) aus folgendem Grund: Auf Wunsch des TE geändert.