Kabelquerschnitt im Selbstausbau, Erfahrungswerte

  • Hallo,
    bin gerade dabei unseren Ducato 250 zum WoMo umzubauen, bisher lief es ganz gut und demnächst ist die Elektrik dran, dazu hätte ich ein paar Fragen, vielleicht hat jemand Erfahrung zwecks des Kabelquerschnittes.
    Folgendes ist geplant:
    - Solarpanels mit einem MPP Lader
    - EBL 211
    - 2x 230 AH AGM Batterien
    - 2000W reiner Sinus Wechselrichter

    Lampen oder ähnliches werde ich 1,5 oder 2,5mm² benutzen
    12V zu Kühlschrank 6mm²
    MPPlader zu AGM Batterien 10 oder 15mm²
    EBL zu Batterien auch 6, 10 oder 15mm²
    von AGM Batterien zum Wechselrichter 35 oder 50mm²
    zwischen Starterbatterie und Wohnraumbatterieen muss ich anscheinend keine Leitung legen da dies das EBL macht.

    Habt ihr Erfahrungswerte ?
    Oder soll ich die größeren Querschnitte wählen zwecks Spannungsverlust ?

    Danke schon mal

    Grüße Jürgen Schmid

  • Hallo Jürgen,

    das mit den Kabelquerschnitten wird immer heiß diskutiert.

    Wichtig ist es immer die Leitungslänge zu berücksichtigen. Hier musst du Hin- und Rückweg berücksichtigen. Daher kann man eigentlich mit deinen Aussagen noch keine genaue Angabe machen. Im Netz findest du aber Rechner, die den Querschnitt für Gleichspannung berechnen.

    Meine Meinung dazu:

    Wenn du LED-Beleuchtung nimmst, liegst du mit den 1,5mm² deutlich im grünen Bereich. Da kannst auch mehrere LED's anbauen. Bei Halogen musst du bei manchen Leuchten schon nachrechnen. Da gibt es Leuchten mit mehreren Birnen. (3 X 20W = 5A) Wenn du dann mehrere verbaust, kann der Stromkreis schon gut belastet werden.
    12 V Steckdosen würde ich in 2,5mm² verlegen. Hier musst du aufpassen wenn du mehrere Steckdosen an einen Stromkreis hängst. Manche TV-Geräte reagieren empfindlich auf Unterspannung und schallten sich schnell ab.
    Beim Solarregler ist dann auch die Leitungslänge entscheidend. Du möchtest den gewonnen Strom ja nicht in Wärme umsetzen. Meist geben die Hersteller auch Kabelquerschnitte an. Diese solltest du nicht unterschreiten. 10 oder 16mm² hört sich aber schon mal nicht verkehrt an.
    Beim Kühlschrank stellt sich erst mal die Frage nach dem Typ. Kompressor oder Absorber. Beim Absorber hast du eine Heizpatrone die etwa 200 bis 240 W Heizleistung hat. Das sind dann bis zu 20A. Für die Kühlleistung ist die Heizleistung wichtig . Wenn du wegen Spannungsabfall 1V verlierst, sind das gleich rund 10 % Heizleistung Ich schätze das sind dann mindestens 15% Kühlleistung. Hier ist dann auch wieder die Kabellänge wichtig.
    Bei de Verkabelung der Starterbatterie - EBL - Aufbaubatterie ist auch wieder die Länge entscheidend. Bei 2 X 230Ah würde ich nicht über den EBL laden. Der EBL kann meist nicht mehr wie 60A. Hier ist es wichtig den Spannungsabfall möglichst gering zu halten. Dann werden die Aufbaubatterien auch ohne Zusatzgeräte vernünftig geladen. Ich würde ein 200A Hochstromrelais einsetzen und die Verbindungen dann in 35 oder 50mm² ausführen. Am Relais würde ich, auf der Seite der Aufbaubatterie, einen Abzweig zum EBL in 16mm² machen. Dieser Abzweig endet auf der EBL-Klemme für die Aufbaubatterie. Somit wird der EBL versorgt.
    Der Wechselrichter zieht bei 2000W Nennleistung rund 170A. Da brauchst du schon bei einem Meter Entfernung einen Querschnitt von 95mm². In der Bedienungsanleitung von meinem steht, dass die Verlängerung der Anschlusskabel mit doppeltem Querschnitt zu erfolgen hat.

    Bei allem aber die Sicherungen den Querschnitten anpassen. Der EBL wird meist mit maximal 50A abgesichert. Das ist dann kein Leitungsschutz sondern ein Geräteschutz.

    Gruß

    Hans - Peter

  • Danke Hans-Peter für die schnelle Antwort!

    Bei meiner Suche finde ich immer unterschiedliche Angaben selbst bei den Herstellern komme ich nicht auf eine klare Aussage.

    Ich hoffe das die 200WP Solaranlage genug Strom bringt das die anderen Laderegler nur unterstützend da sind.

    Eine Antwort von Schaudt steht noch aus, die Frage ist da ob die LiMa über den EBL 211 auch die Versorgungsbatterie lädt oder ich eine extra Leitung zwischen Starter- und Versorgungsbatterie lege inc. Trennrelais und Sicherung (200Ah) mit 35mm², da ich eine Länge von bis zu 5m habe ist die Überlegung auf 50mm² zu erhöhen.

    So habe ich mir das bis jetzt zusammengestellt:
    - zwischen den beiden Batterien Kabellänge 20-30cm 50mm²
    - zwischen V-Batterie und Wechselrichter Kabellänge 50-60cm 2x50mm²
    - zwischen Solar Laderegler (MPPT 250 Votronic) zur V-Batterie Kabellänge 50-60cm 16mm²
    - zwischen EBL und V-Batterie Kabellänge 50-60cm 35mm²
    - Lichtleitungen usw. generell mit 2,5mm²
    - Steuerleitungen mit 1,5mm²
    - zum Kühlschrank (Kompressor-Waeco CoolMatic MDC-90 -Mittlere Leistungsaufnahme: ca. 45 W) sollte ich mit einer 16mm² Leitung hinkommen auf ca. 3m

    Habe die Elektroeinheit relativ kompakt geplant so dass ich kleine Wege habe und nicht allzuviele verbraten wird, da ich schon Kabelbrände gesehen habe (nicht bei mir) wollte ich bei diesem Thema mehr Sicherheit haben.

    Viele Grüße
    Jürgen Schmid

  • Hallo Jürgen,

    die Kabellängen sind ja doch recht kurz.

    Ich habe mir mal die BA von Schaudt geladen. Dort sieht man im Schaltbild, dass der EBL 211 ein Trennrelais hat. Dort werden die Versorgungsbatterien und die Starterbatterie parallel geschaltet. Dies passiert direkt durch den D+. Jedoch soll die Absicherung 30A betragen. Bei deinen Batterien wird das nichts mit dem Laden über den EBL. Außerdem werden die Anschlussleitungen nur per Flachstecker mit dem EBL verbunden.

    Nun noch mal zu deiner Planung.

    - zwischen den beiden Batterien Kabellänge 20-30cm 50mm²
    Das sollte ausreichen.

    - zwischen V-Batterie und Wechselrichter Kabellänge 50-60cm 2x50mm²
    Bei so kurzer Strecke sollte das reichen.

    - zwischen Solar Laderegler (MPPT 250 Votronic) zur V-Batterie Kabellänge 50-60cm 16mm²
    Wenn der Regler Anschlussklemmen in der Größe hat kannst du 16mm² verlegen. Bei der kurzen Strecke reichen 10mm² sicher. Nur solltest du die Verkabelung der Module nicht vergessen. Wenn die nur in 4mm² ausgeführt wird brauchst du vom Regler zur Batterie auch kein 16mm².

    - zwischen EBL und V-Batterie Kabellänge 50-60cm 35mm²
    Wie oben geschrieben, bekommst du die nicht am EBL angeschlossen. Hier würde ich über meinen Vorschlag aus #2 nachdenken. Damit die Starterbatterie bei 230V mit geladen wird musst du die Starterbatterie noch mit dem EBL entsprechend verbinden. Da kannst du die Verbindung von der Starterbatterie zum Hochstromrelais nutzen und von dort zum EBL die Verbindung herstellen. Damit hast du 2 Trennrelais oder du deaktivierst das im EBL, indem du die Interne Verbindung des D+ zum Trennrelais unterbrichst. Bei 2 leeren Aufbaubatterien von 230 Ah und voller Starterbatterie mit laufender Lima könnten die 30A Sicherungen am EBL aber durchbrennen.

    - Lichtleitungen usw. generell mit 2,5mm²
    - Steuerleitungen mit 1,5mm²
    Das ist auf jeden Fall ausreichend.

    - zum Kühlschrank (Kompressor-Waeco CoolMatic MDC-90 -Mittlere Leistungsaufnahme: ca. 45 W) sollte ich mit einer 16mm² Leitung hinkommen auf ca. 3m

    Für die 4A des Kompressorkühlschranks ist 16mm² etwas hoch gegriffen. Die bekommst du sicher nicht angeschlossen. Ich denke 4 oder 6mm² reichen auch. Wenn dich das Kabel nichts kostet kannst du natürlich 16mm² legen. Dann hast du aber wieder eine zusätzliche Klemmstelle die irgendwann mal Probleme machen kann.

    Denk auch daran das die Querschnitte auf engem Raum verlegt werden müssen.

    Ich muss nur mal fragen warum du 2 X 230Ah Batterien verbaust, dann noch rund 200Wp Solar, 2000W WR und das, ich nehme an in einem Kastenwagen? Da hast du sicher mehr wie eine Kaffeemaschine und ab und an mal einen Fön? ;)

    Gruß

    Hans - Peter

  • Hallo Hans Peter,

    danke für die guten Tipps, werde das so machen wie du es vorgeschlagen hast.

    Mal schauen, dann müsste ich ja beim EBL - Batterien wenigstens auf 16mm² runter bzw. würde ja auch 10mm² genügen - Oder ?

    Von der Starterbatterie zu den Wohnraumbatterien was wäre da bei ca. 4-5 m Kabellänge das Beste 35mm² - Oder ?
    Würde dann die D+ nicht am EBL anschließen und damit nur das 200Ah Trennrelais haben die 200Ah Sicherungen dann zwischen Starterbatterie und Trennrelais

    Bin in dem Thema nicht gut und deine Tipps helfen mir weiter :)

    Zu deiner Frage,
    - ja es ist ein Kastenwagen !
    - die Planung war das wir auch ein paar Tage ohne 230V Anschluss auskommen können bzw. ist auch noch eine Klimaanlage in Planung !
    Aber "Planung" mal sehen was daraus wird, 200l Abwassertank und 150l Frischwasser (schon verbaut) sollten uns 3-4 Tage bei schlechtem Wetter genügen. Gut die Klimaanlage wird uns einiges verbraten, aber das muss dann in der Realität ausgetestet werden.
    Mal sehen wieviel Tage wir schaffen, unterschied ist ja auch ob Ostsee oder Mittelmeer :)

    Gruß Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    achte bei deiner Zusatzausstattung auch auf das Gewicht. Das wird sicher knapp.

    Ich habe gesehen das beim EBL 211 ein sogenannter Batteriestützpunkt dabei ist. Von dort gehen die Kabel dann weiter zum EBL. Wie groß die Anschlüsse sind weis ich nicht. Wenn du das Trennrelais in der Nähe des EBL anbaust, kannst du von dort jeweils zum EBL gehen. Dann sind 10 oder 16mm2 für die Seite der Aufbaubatterie wirklich ausreichend. Schaudt gibt da 6mm² an.
    Wenn du 35mm² von den Batterien zum zusätzlichen Trennrelais legst, bist du gut dabei. Der Anschluss von der Starterbatterie zum EBL muss bei diese Variante nicht an den +Starterbatterie sondern an den +Starterbatterie für Kühlschank. Über diese Leitung wird vom Schaudt aus die Starterbatterie geladen und die Spannungsanzeige abgegriffen. Hier reicht ein 6mm² aus. Für den Kompressorkühlschrank musst du auch die Sicherung AES Kühlschrank stecken. Wenn du das so aufbaust und den +Starterbatterie nicht belegst musst du auch das Trennrelais im EBL nicht deaktivieren. Den D+ brauchst du aber damit der EBL beim Motorlauf den Kühlschrank dann auf die Starterbatterie umschaltet und die "Vorzeltleuchte" abgeschaltet wird. Die muss beim Starten abschalten.

    Gruß

    Hans - Peter

  • Hallo Hans-Peter,

    ja ich habe das Gewicht im Blick, es passt!
    Das WoMo ist auf nur 2 Personen ausgelegt und ich habe eine Bauweise gewählt wo ich Gewicht fast um 50% spare gegenüber herkömmlicher Bauweise,

    Gruß Jürgen

  • Warum du 16mm² für die Solaranlage legen willst, ist mir schleierhaft. Selbst wenn man mit 200W rechnet, die die Solaranlage in der Praxis aber nie auch nur annähernd erreicht, wären das 16A. Da reicht locker 2,5mm² bei 60cm länge. In der Praxis liefern die Paneele nie mehr als 10A.

  • Danke Martin hilft gut weiter :)

    Frank2, dank Hilfe von hier werd ich das runterfahren auf max. 6-10mm² kommt auch auf die Anschlußmöglichkeiten an, mich hat nur gewundert das die Hersteller manchmal 10-16mm² anbieten und andere widerrum nur 6mm².
    Aber das Forum ist "Gold" werd :wink

    Gruß Jürgen

  • Manche Receiver verschlucken sich, wenn die Spannung wackelt, weil ein Antriebsmotor der Schüssel Anlaufstrom zieht. Das kann bewirken, dass er am Satellit vorbeifährt ohne ihn zu sehen.
    Das ist eine mangelhafte Konstruktion.
    Es wird besser wenn man kurze, dicke Zuleitungen verbaut, weil die Spannung dann weniger wackelt.

    Deshalb.

    Mfg
    Lothar

  • vielleicht hat jemand Erfahrung zwecks des Kabelquerschnittes.

    meine Erfahrung hat gezeigt, dass man einen groben Richtwert von 15A bei einem Querschnitt von 1,5mm² und bis 25A einen Querschnitt von 2,5mm² verwenden kann. Mit den theoretischen Werten von Spannungsverlusten etc. bei bestimmten Längen sollte man sich nicht lange beschäftigen.
    Für meine Zweitbatterie, welche nach dem Starten per Hand über ein 30A-Relais (ich stehe nicht so auf elektronische Batterieregelungen) zugeschaltet wird, habe ich in der Regel immer einen Querschnitt von 6mm² zwischen den Batterien verlegt. Wenn die Zweitbatterie mal extrem belastet worden ist (längere Zeit keine Aufladung) betrug der Ladestrom nach der Zuschaltung max. 20A (Batteriekapazität 95Ah) und das über einen Zeitraum von vielleicht 45 Sek.. Danach senkt sich der Ladestrom kontinuierlich ab.
    Diese Werte beziehen sich aber nur für eine "Normal"-verdrahtung.
    Bei Interesse kann ein PDF für eine Zweitbatteriebenutzung zugeschickt werden.

    m01m

  • Und mit welchen Maßnahmen verhinderst du, dass diese theoretischen Werte ganz praktische Auswirkungen auf die Funktion der angeschlossenen Geräte haben?

    Gruß Manfred

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinsberger (28. Januar 2017 um 09:54)

  • dass diese theoretischen Werte ganz praktische Auswirkungen auf die Funktion der angeschlossenen Geräte haben?

    die Praxis zeigt, dass die Leistungsaufnahme von "intensiven Stromfressern" von der Kapazität der Batterie abhängig sind.
    Lässt sich auch einfach mit einer Wasserleitung erklären: wenn genug Druck vorhanden ist, spielt es keine Rolle, ob eine Leitung ein paar Millimeter größer oder kleiner ist.
    Wir bewegen uns ja nicht in einer Größenordnung von mehreren hundert Metern. Ich habe mich auch nicht dahin geäussert, das leistungsintensive Geräte mit geringem Querschnitt abgespeist werden sollen.

    m01m

  • Was für ein Glück für das Forum, dass es noch solche (namenlosen) Experten wie m01m gibt. Da ist dann jeder weitere Kommentar überflüssig ;).

    Gruß Manfred

  • Solarzellen verhalten sich als Stromgenerator. Deshalb muss man die Kabel nicht überdimensionieren. Der Strom wird dadurch fast nicht grösser.

    Durch genaueres Rechnen kann man Kupfer sparen ( Gewicht und Geld )

    Mfg.
    Lothar