Vordere Radlager - eine unendliche Geschichte

  • Servus zusammen,

    nach dem Studium der Suchfunktion bin ich noch nicht gescheiter, deshalb schreibe ich mein Problem. Ich fahre einen Peugeot Boxer Pössl Bj. 99, 15Zoll Bereifung.

    Während einer Reparatur wurde die Mutter an der Antriebswelle geöffnet, um selbige zu entfernen. Das ganze wurde wieder zusammen gesteckt und mit dem anscheinend richtigen Drehmoment von 450Nm angezogen. Nach ca. 20 km verabschiedete sich daraufhin das rechte Radlager unvermittelt auf der Autobahn. Nach dem Zerlegen (gleiche freie Werkstatt) war klar: Radlager bombenfest, da anscheinend schon vorher keine Distanzhülse zwischen den beiden Lagern war und ohne Hülse 450Nm etwas viel Drehmoment ist. Das konnten die Mechaniker aber nicht sehen. Peugoet sagt: die Distanzhülse gibt´s nicht mehr.

    Meinen Camper habe ich vor einem Jahr aus erster Hand gekauft. Nach Rücksprache mit dem Vorbesitzer wurden alle 2-3 Jahre die vorderen Radlager getauscht - meist in einer Peugeot Vertragswerkstatt. Er habe selbst mal zugesehen und da war keine Hülse verbaut. D.h. die Hülse wurde irgendwann mal vergessen oder einfach raus gelassen worden. Auch den Vorbesitzer passierte es schon, dass sich die Lager nach 300km wieder verabschiedeten.

    Ist diese Hülse nötig? Ich bin jetzt auch 8000km ohne gefahren. Nach meiner Meinung muss der innere Lagerring festgelegt werden, wenn man die "Regeln der Kunst" beachtet. Auch die Peugeot Vertragswerkstatt kann irgendwie keine definitive Aussage treffen. Die müssten doch das wissen.

    Hoffe ich finde hier Antworten, damit ich/wir in vier Wochen sicher in den Elternzeit-Camping-Urlaub fahren kann.

    Vielen Dank schon jetzt.

    Grüße aus Rosenheim :wink

    Andi

  • Der Meinung bin ich auch. Hat mich gewundert, dass die Lager so lange gehalten haben. Wahrscheinlich nicht so fest angezogen, aber das ist keine Arbeit von Fachmännern.

    Die Lager besorgt mir der freundliche Citroen Händler.

    Danke für die Antwort

  • Hallo Andi.
    Es ist leider oft Pfusch im Spiel, da sich viele nicht an die genaue Einbauvorgaben halten.
    Die im Werkstatthandbuch angegebenen 450 Nm sind natürlich völliger Quatsch, sofern ohne Hülse und Scheiben eingebaut wird. Den Beweis liefern dir ja deine erneut defekten Radlager. Genauso Schwachsinnig, wie 1.25 Liter Öl im Getriebe.

    Im Original dient die Hülse in Zusammenhang mit den benötigten Unterlegscheiben (in 0,10mm-Schritten) eigentlich zum exakten einstellen des Lagerspieles. Und selbst dann wären die 450Nm zwar ohne Folgen anziehbar, aber immer noch völlig unnötig. Wenn man es mit Allem zusammenbaut, muß man es unter Umständen mehrfach wieder zerlegen, wenn das Spiel immer noch vorhanden ist. Das ist mir einfach zuviel Arbeit.
    Ich selber nutze wie immer das Drehmoment im Handgelenk.
    Tatsächlich sagt auch meine LkW-Schrauberbude (die machen auch echt viele Ducatos) , die könne man auch weglassen.
    Und so liest man auch nichts von Einstellscheiben in der von mir versendeten Reparaturanleitung.

    Nachdem ich den Träger also mit neuen Lagern versehen habe, baue ich alles fein zusammen mit nur geringem Drehmoment auf der 41er Mutter. Dann kommt das Rad drauf, Spielprüfung per Hand (oben und unten Reifen packen und rütteln) mit leichter Korrektur per Ratsche und anschließend das Ganze per Mutter verbördeln!!!!
    Rad leicht ablassen, Felgenschrauben nachziehen und fertig ist die Laube.
    Fah ma in Ulaub, des passt scho :thumbup:

    "Soziale Netzwerke sind eine Kombination aus Denkfaulheit, Rechtschreibschwäche und Internetanschluss..." Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig

  • Danke für die Antwort Marco,

    Ich hoffe, die Werkstatt bringt´s wieder hin. Es ist schwierig, jemanden zu finden, der sich da wirklich auskennt. Ich schraube zwar auch gern, aber das auch hat Grenzen.
    Die Hülsen kommen am Montag oder Dienstag. Hast du Maße für die Passscheiben? Innen- und Außendurchmesser? Dann könnte ich die derweil besorgen.

    Schönen Abend noch

  • Nö, habe ich nicht.
    Wie ich schon sagte, der Einbau ist auch ohne Hülse/Scheiben ok. Ich meine, es gäbe auch verschieden breite Hülsen.
    War doch bei Dir seit 8000km am Funktionieren?
    Wenn nicht danach der Honk 450 Nm, sondern vielleicht nur 200 Nm gehebelt hätte, wäre vielleicht nix passiert.

    Die Lagerschalen als auch die Lager selber können ihre Einbaulage nicht verändern, trotz fehlender Hülse.
    Die Lagerspieleinstellung Vorne per Gefühl ist eine ganz alte Kiste. So simpel wie effektiv.

    Wie ich ja schon sagte, ein einbringen einer Hülse ist nicht notwendig. Lass den Mechaniker mit Gefühl dein Lagerspiel wegdrehen und Mutter verstemmen. Ende

    Das kannst du mit einer 41er Nuss und passendem Adapter 0,5" ( http://www.ebay.de/itm/1709806534…K%3AMEBIDX%3AIT) plus Wagenheber auch selber machen. Und eine passende Anleitung hasste auch gleich bei (siehe PN).

    "Soziale Netzwerke sind eine Kombination aus Denkfaulheit, Rechtschreibschwäche und Internetanschluss..." Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig

  • Hey Marco dein Tip ist Lebensgefährlich und ich hoffe hier hört keiner auf das was du Schreibst. Bei Schrägrollenlagern wie an der Hinterachse üblich ist das richtig was du Schreibst, aber definitiv nicht an der Vorderachse. Da steckt die Antriebswelle drin Herr Kollege und die nur leicht handfest???
    Überleg mal was du hier raushaust ohne nachzudenken.

  • Hallo,

    ohne die Hülse werden die beiden Lager durch die Schraube "zusammen gezogen". Sprich man bringt erheblichen Axial-Druck auf die Lager.
    Wenn man jetzt die Schraube nur leicht anzieht wird auch kein Druck auf die Lager aufgebaut. Allerdings wird durch die Schraube die Antriebswelle fixiert. Hier ist ein gewisses Drehmoment nötig, sonst arbeitet die Welle in der Radaufnahme.

    Durch die Hülse stützen sich die beiden Lager gegeneinander ab. Egal wie stark die Mutter angezogen wird, es entsteht kein Druck auf die Lagerkugeln.

    Daher halte ich es für falsch und gefährlich die Hülse wegzulassen!!! Ohne die Hülse läufst du Gefahr das die Lager hoch gehen oder das die Antriebswelle in der Radnabe arbeitet. Genau das richtige Drehmoment zu finden wo beides passt ist Glücksspiel.

    ==> Ich würde definitiv so nicht fahren!!!

    Das Prinzip mit der Hülse findes du auch bei vielen Radlagern, z.B. Motorrädern. Jedesmal wenn ein begnadeter Schrauber die Hülse vergessen hat steht er nach ein paar KM in der Werkstatt.

    Gruß
    Rainer

  • Daher halte ich es für falsch und gefährlich die Hülse wegzulassen!!!

    Wir bauen nächste Woche unsere vorderen Radlager wieder zusammen.

    Deshalb interessiert mich das auch was ihr da schreibt.
    Wir haben eine Hülse, bez. das "steife Distanzstück" drin, hatten aber keinen Einstellscheiben.

    Mein Schrauber meint allerdings, dass auch bei neuen Lagern das Axialspiel in den meisten Fällen schon
    mal stimmt mit den alten Hülsen, da neue Lager ja denselben Toleranzen unterliegen, was ich nachvollziehen kann.

    Einfach nicht die Seite verwechseln. Habe dann mal die Länge der Hülsen nachgemessen, beide sind genau gleich lang.
    Werden dann wohl beim Zusammenbau sehen ob das Axialspiel stimmt, ansonsten dann halt Einstellscheiben verbauen.

    Alllerdings, die alte Kombination hat über 180'000km gehalten. Beim Ausbau der alten Lager konnte ich keine Spuren feststellen, dass
    die Hülse sich axial hätte frei hin und her bewegen können.
    Einen Drehmomentschlüssel für die 450Nm habe ich nicht. Das gibt dann einfach eine Verlängerung von einem Meter und knapp
    "Zementsack-Anzug" hat letzes mal auch geklappt so.


    Ernst

  • Das mit dem Stützrohr ist auch wichtig und richtig.
    Nur der zementsack muss etwas mehr wiegen...
    Wenn du dann noch leichtes Spiel hast muss du noch fester ziehen. 450 ist ne Ansage.
    Und bei mir kommen auch alle paar Monate die schlauen Leute an die den Schrott weggelassen haben....

  • Hallo Ernst,

    genau so wie du es sagst kann man das machen.
    Es werden ja nur alte Lager mit neuen ausgetauscht. Nimm also die alten Lager und miss deren "dicke" am Aussen- und Innenring. Da die Lager Normteile sind ist da im Normalfall kein Unterschied. Dann noch den Sitz der Lager prüfen. Nur wenn die Lager gearbeitet haben kann sich dort was verändern. Dann ist aber der Radträger auch Schrott.

    Gruß
    Rainer

  • Servus zusammen,

    danke für die Antworten und die kontroverse Diskussion.

    Auch ich bin der Meinung, dass ohne die Hülse die Radlager schnell zerstört werden können. Natürlich hat es bei mir irgendwie ohne die Hülse funktioniert, würde aber sagen Glück gehabt.Dem Vorbesitzer sind sie schon mal nach 300km abgeraucht und da hat er sie in einer Vertragswerkstatt Peugeot machen lassen. Axialkräfte über die Wälzkörper und die Lagerringe ableiten ist eigentlich eine Katastrophe. Deshalb sind Hülsen besorgt und ich hoffe das Beste, dass die Werkstatt, in der mein Camper steht, das wieder hin bringt.

    @Ernst: nach Aussage des Iveco Lageristen, der auch lange bei Peugeot war, passen zu 99% die alten Distanzhülsen mit den neuen Lagern.

    Allezeit gute Fahrt

    Andi

  • Das die alten Distanzhülsen mit neuen Lagern passen sollen, hat sich bei meinen beiden vorderen Radlagern leider nicht bestätigt. Und meine bisherigen Werkstätten (die weitgehend nur Ducatos machen und auch hier bekannt sind) machen sich wenig Mühe mit der Einstellung. Deren Empfehlung: "die Achsmutter mit Gefühl anziehen..."

    M. E. kann es genausogut gehen, das Spiel über die Achsmutter einzustellen, nur muss die Achsmutter bestmöglich gegen Verdrehen oder Lösen gesichert sein, also gut verstemmen.
    Ich werde es beim 2. Radlager so angehen. Der wirklich schnelle Tod eines Radlagers ist zu wenig Spiel.

    welcome

  • Hallo,

    bei Kegelrollenlager wird das Spiel über die "Mutter" eingestellt. Bei Rillenkugellager ist das nicht der Fall!!
    Wie schon geschrieben, einfach altes und neues Lager messen dann noch plan auf eine Platte legen um zu sehen ob der innere Ring des Lagers rein oder raus steht. Andere Variablen gibt es nicht in dem Spiel.

    Klar macht die Werkstatt das gerne so, geht schnell und der Kunde ist weg. Wenn das Lager dann nach paar KM hoch geht zahlst du noch mal. Spätestens wenn du wo anders die Antriebswelle mal machen lässt ziehen sie dir die Schraube nach Vorschrift an. Was dann passiert wissen wir.

    Für alle die den technischen Sinn nicht verstehen, glaubt ihr wenn das Teil so über wäre, Fiat würde es aus langeweile einbauen?

    Gruß
    Rainer

    Einmal editiert, zuletzt von rainer_owl (19. April 2015 um 21:05)

  • Hallo,
    ich empfehle jedem Hobbyschrauber sich ein Reparaturhandbuch zu kaufen.Wenn man sieht was man hier im Forum manchmal für lebensgefährliche Tipps bekommt,sind
    25-30 Euro für das Buch wirklich nicht viel.Zum Thema Radlager laut Rep.Buch: das Radlagerspiel wird über den Lagerabstandsring eingestellt.Den gibt es in grössen von
    21,29-21,97mm in0,04mm Abständen.Das Lagerspiel wird im ausgebautem Zustand(Achsschenkel) mit einem Lagerspiel von 0,02mm-0,10mm voreingestellt.Die Mutter der
    Radnabe muss mit 450Nm angezogen werden.Wo ich bei meinem Kastenw. mal die Dämpfer und Federn gwechselt hatte war die Mutter sehr fest angezogen,danach 3 Tage
    vor dem Urlaub noch ne kaputte Achsmanschette rechts in der Fiat Werkstatt wechseln lassen.Im Urlaub dann beim Rausbeschleunigen aus den Kurven im 2/3 Gang ein wackeln
    des Lenkrades das bei halten der Drehzahl immer stärker wurde und nach 5 sec. metallischen schlagen überging.Ging man vom Gas war es weg.Wieder zurück gings dann
    sofort zur Werkstatt die alles nochmal überprüfte und nichts fand.Hab dann beim Reifenwechsel die Radnabenmutter überprüft und fesgestellt das die Werkstatt die Mutter
    viel zu locker angezogen hatte.Mit einem 1m Rohr und meinen 90 kg konnte ich die Mutter noch 1 1/2cm. weiterdrehen.Seitdem ist das wackeln des Lenkrades weg.Also wie
    einige hier schon geschrieben haben,nie ohne Lagerabstandsring einbauen. Gruß Peter

  • Vielen Dank nochmal für die zahlreichen Antworten.

    Eine abschließende Frage: Kennt jemand eine zuverlässige Werkstatt im Raum Rosenheim, die mit Ducatos, Boxer oder Jumper umgehen kann?

    Grüße Andi

  • Welcome oder wie auch immer du heissen magst.

    Wenn du irgendwo einsam wohnst wo du beim Fahren nimanden gefährdest ist das in Ordnung was du da vor hast. Aber bitte nicht in der nähe meiner Kinder. Wenn eine Werkstatt sagt sie macht das mit Gefühl, meint die das die Mutter locker rangedreht wird und dann geschaut ob es klemmt oder Spiel drin ist. Wenn alles in Ordnung ist kommt der 1 Zoll Drehmomentschlüssel und die 450NM.

    Das hat auch den Sinn das dabei beide inneren Lagerschalen in der Position Fixiert und gehalten werden. Bei dir kommen nach wenigen Kilometern die Metallspähne aus der Radnabe und mit viel glück merkst du es. Mit Pech steckst du unter der Brücke oder halt auf fremden Kindern.

    Lass es Bitte Bleiben. Und vor allem hier solche Tipps geben und mit dem Leben anderer Spielen. Das ist nicht nett. Das ist Böse.

    Tipps wenn mann weis wovon mann redet sind hier wirklich super und helfen auch vielen, aber sowas wo du sicherlich nur Vermutest das es so gehen müsste ist manchmal gefährlich.

    Denn hättest du es so gemacht würdest du dich jetzt beschweren das so eine neue Radnabe doch recht teuer ist. Denn die Radlager fressen sich da rein und mit etwas Pech ist die Antriebswelle auch mit hin.

    Ich hab da schon so einige gesehen die meinten irgend ein Idiot hätt da ein rostiges stück Rohr reingepackt weil er zu Böd war das Lager einzustellen.

  • Ich halte zwar die Risikoeinschätzung von bagcabasi für weit übertrieben, insbesonders hinsichtlich der Sicherheitsbedenken, habe aber nach umfassender weiterer Information bereits nach Vorschrift montiert und mit 450Nm die Radmutter angezogen.
    Also kein Grund zu weiterer Beunruhigung.

    welcome

  • @ Welcome

    Bagbasi hat mit seinem Beitrag und auch den beschriebenen möglichen Folgen völlig Recht.
    Nichts gegen Hobby -Schrauber, aber wenn es an und zu Lasten der Sicherheit der Mitmenschen geht, hört es auf.
    Und deine Tipps (bzgl. Radlager) sind da m.E. lebensgefährlich , teuer (weil materialmordend) und schlicht unbrauchbar .

    Martin