1.9 TD Bj. 3/1994 Motor überhitzt

Liebe Womo-Freunde
Wir haben einen Dethleffs Globetrotter Bj. 3/1994 auf Fiat Ducato 1.9 TD. Vor 9 Monaten überhitzte relativ plötzlich der Motor (130000km gelaufen; davon 40000 km durch uns fast immer unter Vollgas). Es folgte ein Austausch des Thermonstats, des Kühlers, der Wasserpumpe und schließlich, weil alles nichts half, der Zylinderkopfdichtung. Danach schien der Fehler behoben. Doch 1000 km später überhitzte der Motor schlagartig wieder, und sprang nach dem Ausschalten nicht mehr an. Die neue Zylinderkopfdichtung war geplatzt (Wasser im Motor). Die Dichtung wurde erneut gewechselt, der Zylinderkopf wieder geplant, Schläuche erneuert, und diverse Schäden, die indirekt durch das Platzen der Zylinderkopfdichtung entstanden waren (Anlasser, Unterdruckpumpe der Bremsen, Glühkerzen, u.a.m.) beseitigt. Keine 1000 km später fängt er jetzt wieder an heiß zu werden (etwas vor dem ersten roten Strich), wenn der Motor unter Last kommt (z.B. Bergauffahrt). Im Kühlwasser ist ein schwarzer Schmier (vermutlich Öl) aufgetreten und der Druckausgleichbehälter befindet sich schon bei normaler Motorlast unter Druck. Ein wesentlicher Kühlwasserverlust ist nicht zu bemerken. Meine Werkstatt rät zum Einbau eines Austauschmotors. Allerdings sind die beiden Maßnahmen, die in einem Thread vom 16.4. bis 4.5.2012 zu einem fast exakt identischem Problem mit dem Motor von lenny-67 beschrieben und diskutiert wurden (Deckel des Kühlwasserausgleichbehälters austauschen; Ölkühler ersetzen), noch nicht ausprobiert worden. Unerfreulicherweise mußte ich feststellen, dass es den Deckel bei FIAT nicht mehr gibt und auch keine Ersatzlösungen von FIAT angeboten werden. Ich habe jetzt einen Deckel bei einem Internethändler bestellt, der mit der OE-Nummer von FIAT übereinstimmen soll. Allerdings öffnet der neue Deckel bereits bei 0,5 bar, wohingegen der Deckel, der verbaut ist, nach Aufschrift bei 1 bar öffnet. CaraBus541 meinte seinerzeit, dass FIAT neue Erkenntnisse haben könnte und deshalb den Öffnungsdruck geändert hätte. Mal sehen, ob dies zur Behebung der Motorüberhitzung führt.Vielleicht hat jemand aus dem Forum entsprechende leidvolle Erfahrungen, die für uns hilfreich sein könnten. Für jegliche Ratschläge wären wir sehr dankbar.

Mit den besten Grüßen aus Bonn

Hammerhai

Hallo,
zunächst möchte ich mich für die Antworten bedanken (vielleicht kommen auch noch welche dazu). Wenn ich mit der Wahl einer großen Schrift gegen eine Regel des Forums verstossen haben sollte, bitte ich, mir dies nachzusehen. Zum einen bin ich hier ein absoluter Neuling und zum anderen geschah es aus bester Absicht heraus, weil für mich eine größere Schrift besser lesbar ist. Der rot hervorgehobene Hinweis darauf, dass jegliche Ratschläge gern entgegengenommen werden, sollte ein Brain storming ermöglichen. Solche Fehler sollen nicht wieder vorkommen.
Zu den verschiedenen Anregungen:
Die Kühlerlüfter funktionieren ordnungsgemäß und der Kühler ist neu. Zur Öltemperatur kann ich nichts sagen, da ich sie nicht messen kann. Als eventuellen Austauschmotor hatten wir auch den 2,5 TD in Erwägung gezogen. Aber eine Voranfrage beim hiesigen TÜV hat erbracht, dass der TÜV das Fahrzeug nicht abnehmen und den neuen Motor eintragen würde.
CaraBus541, Deine Unterlagen müssen einzigartig sein. Denn Fiat Deutschland Technik Service ist nicht in der Lage, mir eine derartige Auskunft zu geben. Die Auskunft beruhigt mich doch etwas vor dem Ausprobieren des neuen Deckels. Ich hatte die Befürchtung, dass durch ein zu frühes Ablassen des Drucks die Temperatur unkontrolliert und plötzlich ansteigen könnte. Auf dem Originaldeckel (wenn er es denn ist) steht aber tatsächlich 1 bar eingestanzt.
Die Vorschläge eines Austauschs des Öl-Wasser-Wärmetauschers und des Einbaus eines zusätzichen Öl-Luft-Kühlers werde ich den Meistern in der Werkstatt unterbreiten. Mal sehen, was sie dazu sagen. Es ist halt die Frage, ob der Motorblock einen Riss hat. Angeblich könnte man dies aber nicht feststellen.
Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, wie die Sache ausgeht. Auf jeden Fall möchte ich mit dem Womo in vier Wochen wieder unterwegs sein.
Hammerhai aus Bonn

Liebe Womofreunde
Wie versprochen, möchte ich einen Zwischenbericht abgeben. Heute konnte endlich der Deckel des Ausgleichsbehälters ersetzt werden. Offensichtlich war der angebliche Originaldeckel mit 1 bar Öffnungsdruck, der im Auto verbaut war, nicht der wirkliche Originaldeckel. Denn dieser hat einen Öffnungsdruck von 0.5 bar. Ich habe das Womo 120 km auf bergiger Autobahn mit Vollgas (wie üblich) Probe gefahren. Unter Last stieg die Temperatur laut Anzeige auf bis zu 115 Grad an, ging aber nicht höher und fiel bei geringerer Last schnell wieder auf 90 Grad und weniger ab. Möglicherweise ist der Motor doch noch kein Totalschaden. Als nächstes wird am Montag das ölhaltige Kühlwasser ausgetauscht und das System durchgespült. Vielleicht hat diese Maßnahme noch einen zusätzlichen Effekt auf die Motorkühlung. Die Kfz-Meister vermuten, dass das Öl noch vom letzten Wechsel der Zylinderkopfdichtung (bzw. dem vorangegangenen Schaden) stammt. Bodenseenessie hatte in diesem Zusammenhang dazu geraten, den Öl-Wasser-Wärmetauscher /Ölkühler zu ersetzen. Das würde ich auch gerne veranlassen, aber ein solches Ersatzteil ist für meinen Ducato 290 1,9 TD nirgendwo erhältlich. Da bin ich im Moment etwas ratlos. Ich melde mich wieder, wenn das Kühlwasser augetauscht wurde und ich das Womo erneut dieselbe Strecke Probe gefahren habe.
Beste Grüße
Hammerhai

Liebe Womo-Freunde
Wie ich in meinem Zwischenbericht angekündigt hatte, hat die Werkstatt inzwischen das Kühlflüssigkeitssystem mit Druck durchgespült. Ich habe wieder dieselbe 120 km lange Probestrecke auf der Eifelautobahn (A1) abgefahren (hat zwei kilometerlange Steigungen) und siehe da, der Motor (bzw. zumindest das Kühlwasser) wurde unter derselben Belastung nicht mehr heiß. Bei knapp 95 Grad war selbst unter Vollgas-Bergauffahrt Schluß. Auch der Ölschmier in der Kühlflüssigkeit ist nicht mehr aufgetreten. Es handelte sich vermutlich tatsächlich noch um Ölreste, die nach dem letzten Wechsel der Zylinderkopfdichtung in den Kühlwasserkanälen verblieben waren. Ich habe mir trotzdem, wie von einigen von Euch angeraten, einen Racimex Ölkühler mit 19 Reihen (wurde mir von der Firma statt dem 13-Reihigen empfohlen) als Komplettbausatz bestellt. Ich werde ihn von meiner Werkstatt unten vor dem Wasserkühler montieren lassen. An dieser Stelle würde der Wasserkühler nicht zu stark durch ihn abgedeckt und nach vorne wäre der Ölkühler wegen des Schlitzes zwischen Kühlergrill und Stoßstange dem offenen Fahrtwind ausgesetzt. Ich hoffe, damit sind dann die Temperaturprobleme mit dem Motor behoben. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang eine Nachricht in diesem Forum, in der es hieß, dass durch den Einbau des Ölkühlers die Motorleistung um fast 10 PS gesteigert worden wäre. Natürlich wäre ich über eine höhere Motorleistung höchst erfreut, aber wie dies ursächlich zustande kommen soll, ist mir, ehrlich gesagt, nicht klar.
Beste Grüße
Hammerhai aus Bonn

Hallo Jörg
Danke für die Klarstellung. Schade, ich hatte mich schon auf 10 PS mehr gefreut.
Beste Grüße aus Bonn
Gerd alias Hammerhai

Hallo Womo-Freunde
Heute möchte ich von meinen ersten Erfahrungen mit dem zusätzlich eingebauten Ölkühler (Racimex, 19 Reihen) berichten. Der Einbau war laut Aussage des Kfz-Meisters relativ unproblematisch. Er wurde (wenn man vor dem Auto steht) unten rechts vor dem Wasserkühler platziert. Dies sieht optisch nicht schlecht aus. Ich bin jetzt 500 km damit Probe gefahren und positiv überrascht. Unter einfachen Bedingungen (95-100 km/h, ebene Straße) beträgt die Kühlwassertemperatur nur noch zwischen 85 und 90 Grad C; unter verschärften Bedingungen (Vollgas, bergauf) steigt sie nicht mehr über 95 Grad C an. Das finde ich beruhigend. Auch wenn ich den Beitrag von Jörg (Yoyo) fälschlicherweise dahingehend interpretiert hatte, dass ein zusätzlicher Ölkühler die Leistung des Motors erhöhen würde, muß ich jetzt sagen, dass ich tatsächlich den Eindruck habe, dass das Auto mehr Leistung hat. Leistungen (Geschwindigkeiten), die ich vorher nur mit durchgetretenem Gaspedal erreichen konnte, sind jetzt bereits mit weniger Gas möglich. Ich bin gespannt, ob sich das im Dieselverbrauch widerspiegeln wird. Parallel zum Ölkühlereinbau habe ich nach 140000 km das Getriebeöl gemäß den Empfehlungen in diesem Forum wechseln lassen. Auch dies scheint den Fahrspaß zu erhöhen. Das Fahrgeräusch ist etwas leiser und die Gänge, insbesondere der 4. und 5. Gang lassen sich nun leicht und weich schalten. Übrigens hat sich vorgestern nach 4 Wochen der FIAT-Deutschland Kundenservice wegen meiner Anfrage zum Deckel für den Ausgleichsbehälter des Kühlwassers bei mir gemeldet. Nach seinen Angaben soll der Wert des Überdruckventils bei 0,78 bar liegen. Ich werde aber erst einmal den 0,5 bar Deckel, den ich jetzt eingebaut habe, weiter benutzen, da er sich zum einen bewährt hat und zum anderen die Originalersatzteilnummer von Fiat für meinen Ducato-Typ/Bj. trägt. Nochmals vielen Dank für all Eure Ratschläge. Vielleicht trifft man sich mal unterwegs. Ich bin ja jetzt leicht an meinem schicken Ölkühler zu erkennen.
Beste Grüße
Gerd aus Bonn (Hammerhai)

Liebe Womo-Freunde
Meine Freude darüber, dass der zusätzlich eingebaute Ölkühler das Überhitzungsproblem meines Ducato-Motors beseitigt hätte, war leider verfrüht. Nach einigen hundert Kilometern wurde der Motor wieder zunehmend heiß, ohne allerdings in der Kühlwassertemperaturanzeige in den roten Bereich zu gehen. Wir haben uns dann trotzdem letzte Woche auf den Weg nach Wien gemacht in der Hoffnung, dass vielleicht das Meßinstrument wirklich nicht in Ordnung wäre. In den Bergen des Hunsrücks kletterte die Motor- und Kühlwassertemperatur nach oben und ließ sich auch durch langsame Fahrt nicht wieder reduzieren. In Grünstadt (Pfalz) habe ich dann die Reise abbrechen müssen, weil ständig das Kühlwasser rausgedrückt wurde und gleichzeitig der Kühler kalt blieb. Abschleppen durch den ADAC in eine nahe FIAT-Fachwerkstatt für FIAT-Transporter, dort Diagnose: Riss im Zylinderkopf. Tatsächlich konnte man jetzt beobachten, wie bei laufendem Motor aus dem Überlaufschlauch des Kühlmittelausgleichbehälters Abgase als dünne Fahne austraten. Dadurch wurde dann auch das Kühlwasser immer rausgedrückt. Dieser Haarriss im Zylinderkopf war vermutlich schon vor über zwei Jahren die Ursache für die Überhitzungsprobleme, als diese anfingen, und die u.a. zu zwei Erneuerungen der Zylinderkopfdichtungen geführt haben. Aus Sicht der Experten gibt es auch eine Erklärung dafür (ich habe sie nicht ganz verstanden), dass der Motor stets nach der Erneuerung der Zylinderkopfdichtung mit Planen des Zylinderkopfes bis zu 1000 km problemlos lief und erst danach wieder anfing zu überhitzen. Der Motor ist inzwischen ausgebaut und ich habe ihn an die Ahrensburger Motorenwerke zur Überholung und Reparatur schicken lassen. Dort wurde inzwischen festgestellt, dass auch noch die Kurbelwelle gerissen sei. Weil ich etwas skeptisch ob dieser unerwarteten Eröffnung war, habe ich im Internet recherchiert und tatsächlich Berichte dazu gefunden, dass dies für solche hochausgelasteten Dieselmotoren nicht ganz unüblich wäre. Wie dem auch sei, in zwei Wochen wird der neue/überholte Motor (hoffentlich) wieder eingebaut sein und ich um 6000 Euro ärmer sein. Das ist natürlich viel Geld, aber das Womo im jetzigen, auf uns angepaßten Innenausbauzustand zu verschrotten wäre ein größerer Wertverlust gewesen. Denn aus welchen Gründen auch immer sind derzeit die Preise für gebrauchte Womos exorbitant hoch. Wenn ich den neuen Motor ausgiebig getestet habe, werde ich wieder berichten.
Beste Grüße
Hammerhai aus Bonn