Umbau vom 230 mit 8140.67, 2,5D mit 84 PS auf Pflanzenöl

  • Moin zusammen .

    Ich fahre meinen 230 schon länger mit Pflanzenöl. Im Sommer funktioniert das auch richtig klasse. Aber jetzt im Winter ist das Pflanzenöl so zähflüssig, dass es von der Einspritzpumpe nicht mehr ausreichend durch den neuen Kraftstofffilter gesaugt wird. Der Unterdruck an ihrem Vorlaufanschluss steigt stark an und die Leistung lässt dann dramatisch nach. So knapp 85 km/h sind dann noch möglich. Gleichzeitig ist der Verbrauch aber um mindestens ein Drittel angestiegen. Das liegt daran, dass der hydraulische Spritzversteller nicht mehr genügend Druck bekommt. Dadurch wird der Einspritzbeginn mit steigender Drehzahl nicht mehr ausreichend auf früh verstellt und bei gleicher Einspritzmenge sinkt dann die Leistung.

    -0,94 bar Unterdruck ist definitiv zuviel. Der Wert sollte deutlich über -0,5 bar, besser nur bei -0,1 bar bis -0,2 bar liegen.

    Ich baue morgen nun zwischen Kraftstofffilter und Filterhalter einen Plattenwärmetauscher ein. Der wird dann parallel zur Heizung angeschlossen.

    Dafür habe ich mir heute mit Drehbank, WIG-Schweissgerät und Standbohrmaschine diese T-Stücke aus 16 mm Edelstahlrohr gebaut. Frisch gebeizt sehen die nun auch richtig klasse aus.

    Damit der Wasserkreislauf zur Heizung vom Wärmetauscher nicht direkt kurzgeschlossen wird, habe ich nur ein 4 mm Loch in den Abzweig zum Wärmetauscher gebohrt. Das reicht locker aus, um mindestens 1 kW ins Pflanzenöl zu bekommen. Wärmer als das Kühlwasser kann es ja nicht werden, so dass sich das Ganze selbst reguliert.

    Ein neues Thermostat kommt auch gleich mit rein. Wenn das Kühlwasser gerade abgelassen ist , sind das nur zwei sehr gut zugängliche Schrauben mehr.

    So sauber war das Werkstattwaschbecken seit Jahren nicht mehr. Die Salpetersäure der Beizpaste hat da in Minutenschnelle wahre Wunder vollbracht.

    Viele Grüße,
    huebi

  • Sorry, aber warum rüstet man überhaupt auf Pflanzenöl um?

    Gibt es da noch einen Preisvorteil , oder fährst du mit altem Frittieröl ?

    Ansonsten habe ich für mich persönlich eh etwas Bedenken "Lebensmittel" zu verbrennen, auch wenn seit Jahren Bioöle dem Diesel beigemischt werden (was ich ökologisch auch für Schwachsinn halte).:/

    Martin

  • Ja, dass kann ich auch nicht verstehen, vielleicht wird es uns von huebi erklärt ! Für mich ist das auch Schwachsinn! Und stinkt wie die Pest, wenn so eine Frittenbude vor dir fährt ! Kann mir nicht vorstellen, daß sich da der Motor und die Pumpe freut !

  • Über Sinn oder Unsinn läßt sich sicher streiten, die Aufgabenstellung und Umsetzung finde ich jedenfalls spannend.

    Bei meinem MB 100 habe ich auch mal paar Liter Rapsöl reingekippt, nachdem ich mit Dieselvorhaltung im Tank auf Messers Schneide liegen geblieben bin, die nächste Tanke paar Kilometer weiter, der Kaufmann umme Egge…

    Und ja, die hinter mir fuhren danach mit deutlich mehr Abstand😂.

    Gruß Jerome

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gerne hätten...

  • :) Ich finde den Bericht von huebi ! :)

    aus technischer Hinsicht super interessant, ob das in welcher Hinsicht auch immer erforderlich ist, diese Frage stellt sich mir hier nicht.

    Vielmehr kann man mal sehen, welche Probleme man bei solchen Umbauten vielleicht erst im Laufe der Zeit erkennt, bzw auch welche Schwierigkeiten auftreten oder auftreten können.

    Also von meiner Seite ein Dankeschön :thumbup:an huebi ind weiterhin viel Erfolg, und ganz wichtig, weiterhin berichten.

    Gruss von der schönen Mittelmosel :ubria

    Achim

    Und stets dran denken : Immer die Kirch' im Dorf lasse !

  • Sorry, aber warum rüstet man überhaupt auf Pflanzenöl um?

    Weil der CO2 Ausstoß aus fossilen Brennstoffen damit deutlich runter geht. Für meinem Passat bin ich damit auf 32 g/km gekommen. Das schließt die Energie zum Herstellen des Fahrzeugs, Anbau des Raps, Transporte und Herstellen des Öls mit ein. Als Gesamtlebensdauer habe ich dabei 500000 km angesetzt. Ein Elektroauto emittiert mindestens 80% mehr CO2.

    Gibt es da noch einen Preisvorteil , oder fährst du mit altem Frittieröl ?

    Der Preisvorteil ist schon erheblich. Dem muß man aber den Umbau und den erhöhten Wartungsaufwand, sowie eine höhere Anfälligkeit für Betriebsstörungen entgegen stellen. Im Endeffekt gibt sich das nichts.

    Gebrauchtes Frittieröl kann deutlich günstiger sein, erfordert aber auch wesentlich mehr Aufwand. Zeit zum Einsammeln und aufbereiten, und teilweise sehr hoher Verschleiß an der Einspritzanlage wenn das Öl falsch gelagert wird. Dann entsteht durch anaerobe Vergärung Säure im Öl und das verursacht dann Schäden.

    Für mich ist das auch Schwachsinn!

    Der Meinung darfst Du gerne sein.;)

    Und stinkt wie die Pest, wenn so eine Frittenbude vor dir fährt

    Dann ist der Motor und seine Steuerung nicht auf das Pflanzenöl angepasst. Die geänderte Thermodynamik und das Abgasverhalten sind schon eine Herausforderung.
    Gerade bei Direkteinspritzern ist das eine große Aufgabe. Aber wenn die Steuerung und die Abgasnachbehandlung dann funktioniert, stinkt da auch nichts mehr.

    Kann mir nicht vorstellen, daß sich da der Motor und die Pumpe freut !

    Deine Vorstellungskraft kann ich leider nicht erweitern, da bist nur Du für verantwortlich.. ;)
    Ich verstehe in anderen Bereichen auch die einiges nicht und merke dann oft meine Grenzen. Wenn ich sie dann versetzen will, dann mache ich es halt. Wenn ich es nicht schaffe, dann weiß ich eben dass dort eine Grenze ist.:)

    Viele Grüße,
    huebi

  • Die Idee und Umsetzung ist ja nicht neu.

    Ich meine mich zu erinnern, dass es in Berlin? einen Taxifahrer gegeben hat, der gebrauchtes Fritieröl aufbereitet hat und damit dann seinen Mercedes betrieben hat, das dann über Jahre… da war wohl auch eher dann die Lagerung das Problem, wie auch oben beschrieben.

    Aber das muss schon um 2010 gewesen sein.

    Was macht man sonst mit altem Fritieröl? Wird das wieder aufbereitet oder wird das nicht auch zur Stromerzeugung verbrannt?!

    Ich jedenfalls finde das gut, wenn sich jemand mit dem entsprechenden Hintergrundwissen sich so einer, in diesem Falle sicher auch, selbstbelohnenden Aufgabe stellt.

    Und Mais wird doch auch zur Energiegewinnung vergören, sogar mit riesigen Monokulturen.

    Gruß Jerome

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gerne hätten...

  • huebi

    einige deiner Ausführungen leuchten mir ein, ich wollte dich und deine Umbauten auch nicht beleidigen oder gänzlich in Frage stellen.

    Allerdings bin ich immer noch der Meinung, das das verbrennen von wertvollem Pflanzenöl zur Fortbewegung (außer vielleicht mittels altem Fritierfett) keine ökologisch gute und nachhaltige Idee ist.

    Aber bitte, das ist MEINE !!! Meinung und damit halte ich auch nicht hinter dem Berg und gestehe aber auch jedem zu, hier anderer Meinung zu sein. :wink

    Martin

  • Schön umgesetzt und interessant zu lesen. Wie ist das Steuerlich? Rechtlich ist das ja Steuerhinterziehung wenn es als Kraftstoff nicht versteuert oder nachversteuert wurde. Klar, die Wahrscheinlichkeit einer Kontrolle ist äußerst gering aber vorhanden.

    Gruß, Alex

    Spritmonitor.de

  • Moin zusammen.

    Letzte Woche habe ich dann die Vorwärmung eingebaut.

    Links der Plattenwärmetauscher, ein Motorölwärmetauscher aus einem alten VW 1,6 l TD. Daneben die Dichtung zum Filterhalter und der Stützring für die Dichtung, damit sie vom Unterdie nicht nach innen gesaugt wird. Rechts die Verlängerungshülse, mit der der Wärmetauscher von unten an den Filterhalter geschraubt wird.

    So sieht das Ganze dann fertig mit Filter montiert aus. Die Leitung von der Mitte des Filterhalters zur Einspritzpumpe musste ich nach rechts verlegen, was aber gut geklappt hat. Die beiden Wasserschläuche, die vom Wärmetauscher nach vorne gehen, enden dann an den Anschlüssen des Heizungswärmetauschers etwa in der Mitte des Fahrzeugs vor der Spritzwand.

    Hinten im Bild sind die Anschlüsse des Heizungswärmetauschers, nach vorne gehen die beiden originalen Heizungschläuche und nach rechts gehen die beiden Schläuche zu Vorwärmung von den T-Stücken weg. Alle Schläuche haben 15 mm Innendurchmesser und alle Anschlussrohre 16 mm Außendurchmesser.

    So sieht das Ganze dann fertig aus. Der Unterdruck am Eingang zur Einspritzpumpe liegt nun bei etwa -0,5 bar anstatt bei -0,94 bar. Damit funktioniert der Motor wieder richtig gut und der Verbrauch ist auch nicht mehr ⅓ zu hoch.

    Da das Kühlwasser gerade draußen war, habe ich auch gleich das Thermostat mit gewechselt.

    76 °C waren mir dann doch etwas zuwenig, so dass ich ein neues Thermostat von Behr eingebaut habe.

    Wichtig ist es, ein Thermostat mit zusätzlichem Entlüftungsventil zu nehmen, damit sich der Motor gut und schnell entlüften kann. Das Thermostat von Behr passt super. Ich hatte vorher eins von Gates verbaut, musste da aber das Thermostat am Schleifbock kleiner schleifen, damit es mit der Dichtung ins Gehäuse passt.

    Die orange Dichtmasse ist Loctite 574 Flächendichtung. Die ist nicht wirklich notwendig, hat sich aber bestens gegen Korrosion auf den Dichtflächen bewährt.

    Da ich die Kühlflüssigkeit wiederverwenden und die große Überschwemmung vermeiden wollte, habe ich mir aus einer alten Ölflasche eine Ablaufführung geschnitzt. Das funktioniert gut bis die Ablassschraube rechts hinten am Kühler dann doch rausfällt.

    Damit schon früher gut was ausläuft, habe ich die Schraube mal kurz an den Schleifbock gehalten. Jetzt kann sie mit den letzten Gewindegängen im Kühler bleiben und der Durchfluss hat sich erheblich erhöht.

    Viele Grüße,
    huebi

  • Cool, erinnert mich an den Anfang der 2000er, wo ich mit meinem T3 beim Aldi Brölio getankt habe, später haben wir das Zeugs dann im IBC Container aus der Pöhlhöhle (in Dortmund?) geholt haben.

    Grüße
    Carsten

  • Startest Du mit Diesel, oder Pflanzenöl? Ich habe vor 20 Jahren meinen Astra abgefackelt beim Pölen. Der hat immer schlecht gestartet, durch das lange drehen des Anlassers sind dann die Kabel durchgeschmort und haben das Fahrzeug in Brand gesetzt. Habe auch bei Aldi getankt, war ein Schauspiel für die Umstehenden. Es gab aber auch Pflanzenöltanks bei der Genossenschaft, das war auch günstig und legal zum Tanken.

    LG Thorsten

  • Moin Thorsten.

    Ich starte auch mit Pflanzenöl. Das funktioniert bei einer entsprechend eingestellten Einspritzanlage auch bis -17 °C. Und ich freue mich schon sehr auf den Common Rail Motor, denn da habe ich noch mehr Freiheiten für den Kaltstart.

    Viele Grüße,
    huebi

  • Wie bekommst du beim Kaltstart die Viskosität in den Griff?

    Hast da dafür noch einen elektrischen Zuheizer verbaut?

    Beim CR stelle ich mir das Thema Alterung des Öls noch spannender vor.


    Echt toll, dass es noch jemanden gibt, der auf Pöl fährt.


    Gruß, Sebastian

  • Laut "auto motor sport" ist fahren mit Pflanzenöl ohne entsprechende Steuer Steuerhinterziehung. Zitat: "Wer Speiseöle als Betriebstoff in seinem Fahrzeug verwendet begeht Steuerhinterziehung, denn anders als auf den Diesel an der Tankstelle wird auf das Öl aus dem Supermarkt keine Kraftstoffsteuer erhoben. Die will der Staat aber auf jeden Fall haben. Bei Pflanzenöl liegt der Steuersatz seit 2013 bei 45,03 Cent je Liter. Der normale Diesel wird mit 47,04 Cent je Liter besteuert."

    Aber solange man nicht erwischt wird........

    eppoh

    Eckhard Hoppe

  • Laut "auto motor sport" ist fahren mit Pflanzenöl ohne entsprechende Steuer Steuerhinterziehung. Zitat: "Wer Speiseöle als Betriebstoff in seinem Fahrzeug verwendet begeht Steuerhinterziehung, denn anders als auf den Diesel an der Tankstelle wird auf das Öl aus dem Supermarkt keine Kraftstoffsteuer erhoben. Die will der Staat aber auf jeden Fall haben. Bei Pflanzenöl liegt der Steuersatz seit 2013 bei 45,03 Cent je Liter. Der normale Diesel wird mit 47,04 Cent je Liter besteuert."

    Aber solange man nicht erwischt wird........

    eppoh

    Wie ich meine auch völlig zu Recht.!!!

    Schließlich werden andere Alternativbrennstoffe wie Gas bei Verwendung in KFZ ebenfalls besteuert .

    Warum sollten also Pöl Verbrenner hier ausgenommen sein oder werden?

    Dann kann man ja auch gleich mit Heizöl fahren, das ist genauso Steuerhinterziehung und bedarf keiner kostspieligen und umständlichen Umbauten .

    Martin

  • Also ich fahre jetzt nicht zu Aldi und kaufe 60 Flaschen Rapsöl...

    aber wenn da zwei oder drei Flaschen Fritieröl anfallen, dann lassen wir das durch einen alten Kaffeefilter laufen und dann wird das im Tank entsorgt.

    Gruß, Michael